Faber, Carl Friedrich |
Als F. nach guter allgemeiner Ausbildung und einer Druckerlehre in das Geschäft seines Vaters Gabriel Gotthilf F. (geb. 28.08.1697 Schönborn, gest. 24.04.1771 Magdeburg) eintrat, konnte die Druckerei bereits auf eine längere Magdeburger Tradition zurückblicken. Sein Vater war 1712 nach Magdeburg gekommen, hatte nach einer Buchdruckerlehre bei seinem ältesten Bruder Christian Leberecht F. (geb. 18.01.1683 Schönborn, gest. 03.11.1751 Magdeburg) 1730 in die Familie des Druckereibesitzers Andreas Müller in Magdeburg eingeheiratet und kurz darauf das Geschäft übernommen, das auf den seit 1607 in Magdeburg druckenden Johannes Betzel zurückging. Die erstmals durch Betzel publizierten und nach der Zerstörung Magdeburgs von den Mitgliedern der Familie Müller wieder aufgenommenen Wochentlichen Anzeigen [sic!] erschienen ab 1731 in der Regie Gabriel Gotthilf F.s unter dem Titel Magdeburgische Privilegirte Zeitung. F. führte nach dem Tod seines Vaters die Druckerei und den Zeitungsverlag allein weiter. Bereits um 1765 übernahm er zudem eine “Königlich Preußische Lotterie-Collection”, die er bis 1806 betrieb. 1772 wurde ihm als Ober-Lotterie-Commissarius der Titel eines Königlichen Kommissionsrates verliehen. F., der sein angestammtes Magdeburger Zeitungsmonopol geschickt gegen Übergriffe zu verteidigen und die Gründung neuer Zeitungen mehrfach zu verhindern wußte (vgl. Johann Valentin Hessenland), war ein Zeitungsverleger, der offen für neue Entwicklungen war. Er paßte das Blatt den Informationsbedürfnissen der Leserschaft an und baute insbesondere den Inseratenteil sowie die Handels- und Gewerbeanzeigen aus. Die von ihm verlegten und von Johann Samuel Patzke redigierten moralischen Wochenschriften Der Wohlthäter (Januar 1772-Juni 1773) und Wöchentliche Unterhaltungen (Januar 1778-Juni 1779) sowie der von der Literatur Gesellschaft unter Patzkes und Friedrich von Koepckens Federführung initiierte Anzeiger gemeinnütziger Bücher (1774), der als Beilage zur Magdeburgischen Zeitung erschien, beeinflußten maßgeblich die Entwicklung des kulturellen Lebens der Stadt Magdeburg. 1809 übergab F., der selbst unverheiratet und kinderlos geblieben war, aufgrund der vielfältigen Erschwernisse während der Zeit der französischen Besetzung die Druckerei und das Anwesen seinem Neffen Friedrich Heinrich August F. Bei seinem Ableben hinterließ F., der von 1777 bis 1823 dem Kirchenkollegium der Heilige-Geist-Kirche angehörte, dieser Kirche 2.000 Taler Gold, von deren Zinsen die Pensionen der Predigerwitwen und das Gehalt der Organisten verbessert werden sollten. Zudem stiftete er 1.000 Taler für Armenanstalten der Stadt und dieselbe Summe für die Aufnahme verarmter Bürger Magdeburgs im Kloster St. Augustini.
Nachlaß: StadtA Magdeburg.
Literatur: Neuer Nekr 1, 1825, 820f.; Waldemar Kawerau, Aus Magdeburgs Vergangenheit, 1886; Alexander F., Die Faber’sche Buchdruckerei. Eine Skizze, 1897 (*B).
Guido Heinrich
letzte Änderung: 19.08.2004