Hessenland, Johann Valentin jun. |
H. erlernte bei seinem seit 1762 als Bürger bei der Pfälzer Kolonie in Magdeburg lebenden Vater, dem Buchdrucker Johann Valentin H., das Buchdruckerhandwerk und übernahm Mitte der 1790er Jahre das Druckprivileg der Magdeburger Pfälzer Kolonie von den Eltern. Neben seiner Tätigkeit als Drucker und Verleger versuchte er frühzeitig auch als Buchhändler Fuß zu fassen, was ihm erst 1804/05 nach Überwindung verschiedener behördlicher Widerstände mit der Übernahme der Bauer’schen Verlagsbuchhandlung (vormals Seidel & Scheidhauer) gelang. Ab 1805/06 war H. auch in Brandenburg tätig, wo er die Leich’sche Buchdruckerei und Buchhandlung (vormals J. S. Halle) übernommen hatte. H.s eigene Verlagstätigkeit war vergleichsweise gering. Die von ihm überlieferten Titel sind größtenteils weitervertriebene Restbestände der übernommenen Verlage. H. war jedoch der einzige Drucker in Magdeburg, der Noten mit beweglichen Lettern druckte. Nachdem Johann Christian Gieseckes Versuch, seine eigenen Unternehmungen mit H.s Geschäft zu verknüpfen, 1796 fehlgeschlagen war, betrieb H. um 1800 auch eine eigene Leihbibliothek in der Münzstraße. Darüber hinaus steht H.s Name im Zusammenhang mit den ersten ernsthaften Bemühungen um die Etablierung einer pluralistischen Zeitungslandschaft in Magdeburg. Da ihm das Verlegen von alternativen Zeitungen. und Zeitschriften in Magdeburg immer wieder verboten wurde, waren erbitterte Auseinandersetzungen, vor allem mit dem privilegierten Druckhaus von Carl Friedrich Faber, die Folge. Zusammen mit dem Redakteur Heinrich Ludwig Lehmann versuchte H. 1798 vergeblich, das Magdeburger Zeitungsmonopol Fabers zu durchbrechen und eine zweite politische Zeitung, den Magdeburgischen Mercur, aufzulegen. Im Unterschied zur dominierenden Magdeburgischen Zeitung sollte ein Organ geschaffen werden, das im Sinne eines modernen Journalismus nicht nur Nachrichten anbietet, sondern diese auch kommentiert.
Literatur: Heinrich Ludwig Lehmann, Documentirte Geschichte einer durch die Magdeburgische Krieges- und Domainen-Kammer veranstalteten Confiscation eines unter gesetzmäßiger Censur zu Magdeburg hg. ökonomisch-politischen Journals, der Magdeburgische Merkur genannt, 1799, 58–63, 66f., 79f.; Wilhelm Hartung, Abriß einer Geschichte des Magdeburger Zeitungswesens nebst einer vollständigen Bibliographie, in: GeschBll 47, 1912, 98f.; Otto Heinemann, Zur Geschichte der magdeburgischen Zeitungen und Zss, in: GeschBll 56/59, 1921/24, 2–14; Wilhelm Stieda, Die Entwicklung des Buchhandels in Magdeburg, in: Magdeburgs Wirtschaftsleben in der Vergangenheit, Bd. 3, 1928, 389–392, 405–411; Georg Müller (Hg.), Der Sächsisch-Thüringische Buchhändler-Verband 1883–1933, 1933, 85; Wolfram Suchier, Stammtafel der Fam. H. und Heßland aus Langensalza 1558–1942, Ms. 21942 (hektographiert), 33–44, 86–131.
Archivalien: LHASA: Rep. A 9a VI, Nr. 818; Rep. A 9a VI, Nr. 824; Rep. A 9a VI, Nr. 962; Rep. A 5 Nr. 894.
Heiko Borchardt
letzte Änderung: 09.02.2005