Giesecke, Johann Christian |
Nach einem Theologiestudium in Halle lebte G. als freier Schriftsteller in Peine. Ab mindestens 1790 war G. in Magdeburg ansässig, wo er vielfältige schriftstellerische, publizistische und unternehmerische Projekte in Angriff nahm. Seit 1790 unterhielt er in Magdeburg die erste bedeutende private Leihbibliothek, die er 1794 zu einem regulären Buchhandel ausweitete. Er hoffte, nach der Erteilung des Buchhandelsprivilegs seine Bestände durch eine Bücherlotterie (ebenfalls 1794) besser verwerten zu können. Sein Versuch, 1796 den Drucker Johann Valentin Hessenland als Teilhaber ins Geschäft aufzunehmen, wurde nicht genehmigt. Aus Gründen der Existenzsicherung nahm G. (ab 1792 belegt) eine Prädikantenstelle am Magdeburger St.-Georgs-Stift an. Er ist ein typisches Beispiel für die Unmöglichkeit, um 1800 in Magdeburg als freier Schriftsteller zu leben. Seit 1801 amtierte er als Pastor in Leimbach. G. veröffentlichte, zumeist im Selbstverlag, mehrere Gedichtsammlungen, pädagogische Schriften, Übersetzungen und literarische Nachschlagewerke und verlegte von 1793–1806/07 insgesamt 68 Texte, die meist nur geringe Verbreitung fanden. Größere Aufmerksamkeit erlangte ein lyrischer Almanach, das “Taschenbuch für Dichter und ihre Freunde” in zwei Bänden (1792/93).
Werke: Vermischte Gedichte, 1780; Niederdeutscher Merkur, 1790 (Wochenschrift); Karl Eichwalds Reisen, 1792; Unterhaltendes und lehrreiches Magazin für Kinder (3 Bde), 1792–1793; Hdb. für Dichter und Litteratoren oder Möglichst vollständige Übersicht der deutschen Poesie seit 1780, 1. Tl., 1789 (Neuausgabe unter dem Titel: Nachrichten von dem Leben verschiedener Dichter, 1799).
Nachlaß: StA-Bibliothek Berlin.
Literatur: Hamberger/Meusel 2, 562f. (W); Killy 4, 158; Kosch LL 6, Sp. 324f.; Ersch/Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Sektion I, Bd. 67, 1858, 36f.; Wilhelm Stieda, Die Entwicklung des Buchhandels in Magdeburg, in: Magdeburgs Wirtschaftsleben in der Vergangenheit, Bd. 3, 1928, 380–393.
Archivalien: LHASA: Rep. A 9a VI, Nr. 818.
Heiko Borchardt
letzte Änderung: 28.09.2004