Faber, Friedrich Alexander |
Der Sohn des Druckereibesitzers und Zeitungsverlegers Gustav F. besuchte das Domgymnasium seiner Geburtsstadt, absolvierte anschließend, der Familientradition folgend, eine Buchdruckerlehre und vollendete seine Ausbildung durch einen längeren Aufenthalt bei führenden Zeitungsdruckern in England. Im Juli 1868 trat er zur Unterstützung seines Vaters in dessen Geschäft ein und widmete sich der Druckerei und dem Zeitungsverlag. Nach seiner Teilnahme am deutsch-französischen Krieg 1870/71 übernahm F. Anfang 1872 das väterliche Unternehmen und führte es gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm Robert F. (geb. 13.07.1845 Magdeburg, gest. 18.09.1908 Cracau bei Magdeburg), der den kaufmännischen Teil betreute, unter der Firma Fabersche Buchdruckerei Alexander & Robert weiter. F. nutzte die durch die Reichsgründung sich rasch verändernden wirtschaftlichen Verhältnisse und führte ab 1871 eine Reihe richtungsweisender Neuerungen ein, die fast der gesamten deutschen Presse voraus waren. 1872 wurden große Vierfach-Schnellpressen mit einer Druckleistung von 6.000 Bogen pro Stunde aufgestellt, die bereits 1874 technisch überlebt waren. 1875 nahm F. die erste Zeitungsrotationsmaschine Deutschlands in Betrieb, die zweite auf dem Kontinent nach Wien (eine englische Walther-Printing-Press), der bis 1895 drei weitere Maschinen deutschen Fabrikats (König & Bauer) folgten. Noch 1874 begann die Errichtung eines größeren Firmengebäudes in der Magdeburger Bahnhofstraße, das Mitte 1875 bezogen wurde. Wenig später gründete F. zur schnelleren Avisierung politischer Depeschen und sonstiger Nachrichten in der Reichshauptstadt ein eigenes “parlamentarisches Bureau”, das durch einen eigens von der Reichs-Postverwaltung gemieteten Draht mit dem Mutterhaus in Magdeburg verbunden war. Ende der 1870er Jahre war der Ruf der Magdeburgischen Zeitung (MZ) innerhalb der deutschen Presselandschaft so gefestigt, daß der Besitzer des New York Herald, Gordon Benett, den F.s ein internationales Kartell zum Austausch von Nachrichten vorschlug, das diese jedoch aus patriotischen Gründen ablehnten. 1880 gelang F. mit der Inbetriebnahme der ersten Zeitungs-Wetterwarte Deutschlands ein weiterer Schritt zu einer umfassenden und aktuellen Nachrichtenvermittlung. Aus der “Wetterwarte der MZ”, deren erster Leiter der Meteorologe Richard Aßmann wurde, gingen nach englischem Vorbild seit dem 01.12.1880 die ersten Zeitungs-Wetterkarten Deutschlands hervor. Das Fabersche Unternehmen erwarb sich in der Folge bedeutende Verdienste beim weiteren Ausbau des Wetternachrichtendienstes in Deutschland, indem u. a. die registrierten Daten jährlich wissenschaftlich bearbeitet, zusammengefaßt publiziert und an alle bedeutenden meteorologischen Stationen der Welt versandt wurden. Zur Herstellung der Wetterkarten adaptierte F. ein englisches Verfahren, führte eine spezielle Graviermaschine ein und gliederte schließlich eine eigene Graveur-Abteilung zur Herstellung von für den Rotationsdruck tauglichen bildlichen Darstellungen an die Buchdruckerei an. Darüber hinaus erprobte F. fortwährend weitere neue technische Verfahren. So wurde 1881 die Kaltstereotypie in der Firma aus der Taufe gehoben, für die F. ein weltweites Patent erwarb. Die rasante Entwicklung im Nachrichtenwesen spiegelte sich auch in der Entwicklung der Magdeburgischen Zeitung selbst wieder. Neben einem verdreifachten Umfang des Handelsteils, der ab 1875 Markt- und Börsenberichte aller bedeutenden Welthandelsplätze brachte, trugen die Einrichtung eines Feuilletons, die sprunghafte Vermehrung der Korrespondenten und Depeschenbezüge sowie die Ende 1878 erfolgte Einführung eines landwirtschaftlichen Teils unter der Leitung des Hallenser Professors Max Maercker wesentlich zu einer Vergrößerung des Zeitungsformats auf das Royalfolio der englischen The Times bei. F. erkannte schnell den Nutzen verschiedener Ausgaben für unterschiedliche Lesergruppen, zweigte zunächst Mitte 1879 einen lokalen Zeitungs- und Inseratenteil unter dem Namen Stadt-Anzeiger ab und brachte Ende 1879 ein kleines und billiges politisches Blatt unter dem Titel Deutsche Pfennig-Zeitung heraus. Beide Ausgaben fusionierten 1894 zum Magdeburger Central-Anzeiger. Seit 1887 erschien neben den Blättern für Handel, Gewerbe und sociales Leben erstmals auch eine vollständige Montagsausgabe der Magdeburgischen Zeitung. Neben den eigenen Erzeugnissen wurden 1897 in der Faberschen Druckerei insgesamt 17 verschiedene Zeitungen und Zeitschriften hergestellt. Zudem bemühte sich F. um den Neuaufbau des lange vernachlässigten Werk- und Akzidenz-Druckgeschäfts (Wertpapierdruck) und belebte auch den Buchdruck neu. Hervorzuheben ist F.s soziales Engagement für die Mitarbeiter seines Unternehmens, deren Zahl um 1900 auf ca. 250 angewachsen war. Er richtete mehrere Hilfskassen ein, darunter eine Haus-Witwen- und Haus-Invalidenkasse, Krankengeld-Zuschußkassen für das technische und Arbeits-Personal sowie eine Vorschußkasse und eine Hilfskasse zur Vorbeugung von Berufskrankheiten. Gemeinsam mit seinem Bruder war F. auch auf der Berufsverbandsebene in hervorragender Weise tätig. 1894 wurde unter wesentlicher Initiative der Brüder F. in Leipzig der Grundstein für einen Verein Deutscher Zeitungs-Verleger gelegt, zu dessen Vorsitzenden F. Ende 1895 gewählt wurde.
Nachlaß: StadtA Magdeburg.
Literatur: BioJb 13, 1908; A. F., Die Faber’sche Buchdruckerei. Eine Skizze, 1897 (*B).
Guido Heinrich
letzte Änderung: 19.08.2004