Neubauer, Friedrich August |
N. besuchte in Leipzig die Schule und absolvierte anschließend in Halle eine kaufmännische Ausbildung bei der Firma Engelke & Liebau. Nach der Lehre fand er in seiner Heimatstadt eine Anstellung als Handelsgehilfe bei S. Albrecht. 1841 siedelte er nach Magdeburg über und gründete am 01.04.1841 zusammen mit Wilhelm Porse das Speditions- und Handelsunternehmen Neubauer & Porse. Mit Beginn der 1850er Jahre erfolgte mehr und mehr der Übergang zu Finanzierungsgeschäften der Zuckerindustrie, zuerst an der Magdeburger Börse und später bis über die Grenzen der Provinz Sachsen hinaus. Dadurch mit den Risiken und den technischen Problemen der Zuckerindustrie vertraut, erfolgte in den 1850er Jahren auch die Übernahme der Vertretung der Leipziger Feuer-Versicherungs-Gesellschaft. Nach dem 1869 erfolgten krankheitsbedingten Ausscheiden von Porse firmierte das Unternehmen unter dem Namen Friedrich August Neubauer Bank- und Zuckergeschäft. N. entwickelte die Firma zum größten Zucker-Kommissionsgeschäft und zum bedeutendsten Bankgeschäft dieser Branche in Magdeburg. Darüber hinaus erbohrte er in Vienenburg Kalisalz und gründete das Kaliwerk “Hercynia”, das sich unter seiner Leitung zum größten privaten Unternehmen seiner Art entwickelte und als solches nach seinem Tod vom preußischen Staat aufgekauft wurde. N. setzte sich schon früh für die Belange der Kaufleute ein. Seit 1841 Mitglied der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft, wurde er 1869 in deren Ältestenkollegium gewählt. N., der 1876 den Titel eines Kommerzienrates und 1885 den eines Geheimrates erhielt, war von 1877 bis Juni 1880 Dritter Vorsteher und im Anschluß daran, als Nachfolger von David Coste, bis zum Sommer 1889 Erster Vorsteher der Korporation der Kaufmannschaft. 1885 zum Vorsitzenden der 1885 gebildeten Gewerbekammer für den Regierungsbezirk Magdeburg gewählt, verhinderte er Ende der 1880er Jahre mit einer von ihm gebildeten Kommission, zu der auch Otto Pilet und Wilhelm Zuckschwerdt gehörten, erfolgreich die Verlagerung des Magdeburger Zuckerhandels an die Berliner Börse. Damit blieb Magdeburg der bedeutendste Binnen-Zuckermarkt Deutschlands. 1880 übergab er an die Korporation eine Stiftung von 10.000 Mark, aus deren Zinsen junge Kaufleute im Ausland unterstützt werden sollten. Die Stadt Magdeburg erhielt testamentarisch 100.000 Mark für die Armenhilfe.
Literatur: Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 51–55, 152 (B); Hans Leonhard, Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der IHK Magdeburg, 1925, 44–51.
Bildquelle: *LHASA.
Horst-Günther Heinicke
geändert: 09.06.2004