Coste, David
Johann |
C. entstammte einer seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in Magdeburg ansässigen französischen Emigrantenfamilie. Der Vater, Samuel David C., war Besitzer einer großen Seidenfärberei. Nach dem Besuch der Handels- und Gewerbeschule (1829–35) absolvierte C. von 1835 bis 1838 eine kaufmännische Lehre bei der Zucker- und Kolonialwarenhandlung Eichel & Schmidt in Magdeburg, bei der er für die folgenden Jahre als Kommis tätig war. Von 1844 bis 1848 arbeitete er mit großem Erfolg als Reisender für die bedeutende Potsdamer Raffinerie L. Jacobs. In dieser Zeit lernte er den Magdeburger Lorenz Lippert kennen, mit dem er 1847 das Unternehmen Coste & Lippert Zucker und Kolonialwarenhandlung gründete. 1860 übernahm die Firma gemeinsam mit dem Bankier und Stadtrat Gustav Bennewitz, unter Beteiligung des Gutsbesitzers Friedrich Schulze, die Zuckerfabrik in Biere und die damit verbundenen landwirtschaftlichen Betriebe, die nun bis 1875 unter dem Namen Bennewitz, Coste & Comp. geführt wurden. 1875 schied C. aus der Firma Coste & Lippert aus, Bennewitz und Lippert verließen das Unternehmen in Biere, das nun mit einem neuen Partner unter Coste, Schulze & Diesing fortgeführt wurde. C. gehörte seit 1855 dem Ältestenkollegium der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft an, in der er 1866 zum Dritten, ein Jahr später zum Zweiten und von 1877 bis zu seinem Tod, als Nachfolger von Carl Deneke, zum Ersten Vorsteher avancierte. In dieser Funktion lag sein größtes Verdienst im Abschluß der seit 1805 währenden Bemühungen der Kaufmannschaft um eine eigene Gerichtsbarkeit in Handelssachen. Als das Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 endlich diese Möglichkeit zuließ, nutzte C. die Chance konsequent und bewirkte 1879 die Arbeitsaufnahme einer Magdeburger Handelsgerichtskammer, zu deren ersten Handelsrichtern u. a. auch Wilhelm Hauswaldt gehörte. Der politisch konservativ eingestellte, 1868 zum Königlichen Kommerzienrat und 1880 zum Geheimrat ernannte C. war seit 1853 27 Jahre lang Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, mehrfacher Vorsitzender bzw. Stellvertreter von Verwaltungsräten Magdeburger Gesellschaften und Presbyter der Französisch-Reformierten Gemeinde. Auf Grund seiner Anerkennung in allen Kreisen der Magdeburger Gesellschaft gelang ihm immer wieder erfolgreich eine Annäherung zwischen den unterschiedlich eingestellten Ständen der Beamten und Offiziere einerseits und den Kaufleuten andererseits. C. war Abgeordneter im Provinzial-Landtag und stellvertretender Vorsitzender des Vereins der Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches.
Literatur: Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 45–50, 152 (B); Hans Leonhard, Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der IHK Magdeburg, 1925, 42–45 (B).
Bildquelle: *KHM Magdeburg.
Horst-Günther Heinicke