Hauswaldt, Johann Wilhelm |
Der Sohn des Kaufmanns Johann Georg H. absolvierte bei der Firma Schoch & Sohn eine kaufmännische Lehre und begann im Anschluß daran seine Tätigkeit in der Familienfirma Johann Gottlieb Hauswaldt. Einer von vielen Magdeburger Großkaufleuten praktizierten Tradition folgend, ging er 1866/67 zur weiteren Ausbildung nach Hamburg und England. 1869 wurde H. Prokurist und nach dem Tod seines Vaters im Alter von 26 Jahren Mitinhaber der Firma, eines Unternehmens, das 1781 von Johann Gottlieb H. als Kolonial- und Spezereiwarengeschäft in Braunschweig gegründet und von Johann Georg H. (1813–1872) und dessen Bruder Johann Albert H. (1815–1887) ab 1833 in der Neustadt bei Magdeburg zunächst als Zichorienfabrik und ab 1851 als Schokoladenfabrik geführt wurde. Die Firma machte sich besonders um die Entwicklung der deutschen Kakao- und Schokoladen-Industrie verdient. Dazu gehörten u. a. die Einführung eines neuen Verfahrens zur Entfettung von Kakaopräparaten und die Konstruktion eines Vakuum-Koch-Apparates zur Herstellung von hellem “Caramel-Zucker”. Für die H.sche Kakaobutter, die sich auf dem Weltmarkt einen guten Namen gemacht hatte, waren die großen Schweizer Schokoladefabriken ständige Abnehmer. H., der seit 1873 der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft angehörte und zeitweise auch als Handelsrichter (1879–1885) tätig war, wurde Ende 1879 in das Kollegium der Ältesten berufen und 1889 als Nachfolger von Otto Hubbe zum Zweiten Vorsteher gewählt. In seiner bis 1898 währenden Amtszeit setzte er sich vehement für die Umwandlung der Korporation in eine Handelskammer ein. H. war seit 1873 Stadtverordneter und ab 1878 Stadtverordnetenvorsteher von Neustadt und betrieb als solcher nachdrücklich den Anschluß der Neustadt an Magdeburg. Folgerichtig war er seit deren Eingemeindung 1886 Stadtrat in Magdeburg. Dem auch im Landtag der preußischen Provinz Sachsen tätigen H. wurde 1890 der Titel eines Königlichen Kommerzienrates verliehen. H., der u. a. im Verein für Armen- und Krankenpflege Neustadt sozial engagiert war, besaß eine der größten Sammlungen Magdeburger Münzen und Medaillen (1912 bei Rudolf Kube in Berlin versteigert) und eine bedeutende Mineraliensammlung (heute im Besitz des Magdeburger Museums für Natur- und Heimatkunde). Für Kunstzwecke initiierte er die Wilhelm-Hauswaldt-Stiftung, die nach seinem Tod von der Handelskammer verwaltet wurde.
Literatur: Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 95–99, 159 (B); H.sches Familien, H. 3: Lebensbilder, 1964.
Bildquelle: *Renate Milenz, Hamburg (privat).
Renate Milenz
letzte Änderung: 02.02.2005