Arnold, Heinrich Otto |
Der Sohn eines Landwirts wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters bei nahen Verwandten auf, erst bei seinem Onkel in Ziesar (dortiger Bürgermeister), dann in Berlin. Dort besuchte er bis 1853 das Königliche Realgymnasium und absolvierte anschließend bis zum Frühjahr 1856 eine kaufmännische Lehre bei der Firma J. C. F. Neumann & Sohn (Drogengeschäft). Seine Zeit als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterieregiment 26 führte ihn 1857/58 nach Magdeburg. Nach Anstellungen bei der Firma Eichel & Schmidt (1858/59) sowie anschließend (1859/60) bei Neubauer & Porse (August Neubauer) arbeitete A. als Buchhalter bei der Zuckerfabrik Richter in Irxleben. Zur weiteren Vervollkommnung seiner Kenntnisse, vornehmlich zum Erlernen des englischen Geschäfts und der englischen Sprache, ging A. im Sommer 1862 nach London zur Firma S. van der Willgens. 1864 kehrte er nach Magdeburg zurück und richtete in der Regierungsstraße ein Agentur- und Kommissionsgeschäftes ein. Als Schwiegersohn von Christian Friedrich Budenberg trat er Anfang 1873 in die Firma Schaeffer & Budenberg ein und wurde Teilhaber einer der ersten deutschen Armaturenfabriken. Im Zuge der von Budenberg eingeleiteten weltweiten Ausdehnung des Unternehmens baute A. u. a. 1878 die New Yorker Niederlassung auf. Nach dem Tod der Firmengründer wurde er gemeinsam mit Fritz Dresel alleiniger Geschäftsführer und nach der Umwandlung in eine GmbH Vorsitzender des Aufsichtsrates. Es folgte der stetige Ausbau der Firma, der weitere Ankauf benachbarter Grundstücke bzw. ehemaliger Fabrikanlagen und in den 1890er Jahren zur Rationalisierung der Produktion die räumliche Trennung der Hauptbetriebe Manometerbau und Schwerer Armaturenbau. Der 1897 zum Königlichen Kommerzienrat ernannte A. forcierte den weltweiten Export der Erzeugnisse und festigte den Weltruf des Unternehmens. Neben seiner beruflichen Tätigkeit war A. auch kommunalpolitisch tätig, so ab 1874 als Stadtverordneter und später bis 1877 als Stadtrat in Buckau. 1893 wurde der später zum Stadtältesten ernannte A. Stadtrat in Magdeburg; auf diesen Posten hatte er bei der Eingemeindung Buckaus 1887 aus beruflichen Gründen zunächst freiwillig verzichtet. Neben der Ausübung zahlreicher Ehrenämter im Dienste der städtischen Verwaltung engagierte sich A. für die Interessen der Magdeburger Kaufleute. Seit 1873 Mitglied der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft bzw. der Magdeburger Handelskammer (1899), war A. zunächst (1901/02) deren Dritter und von 1904 bis 1915 unter Wilhelm Zuckschwerdt zweiter Vorsteher. Im Sommer 1907 erhielt er den Titel eines Geheimen Kommerzienrates.
Literatur: Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 11, 106–108, 160 (B); Hans Leonhard, Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der IHK Magdeburg, 1925, 63, 80–82.
Bildquelle: *LHASA.
Horst-Günther Heinicke