Neubauer, Ernst
Gustav-Heinrich, Dr. phil. |
N. war der Sohn eines Lehrers, besuchte in Magdeburg das Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen und beendete es 1884 mit dem Abitur. Anschließend studierte er Archäologie und Geschichte in Berlin, Heidelberg und Halle, wo er 1889 mit der Arbeit “Peter Meyers Tagebuch über die Geschichte der Stadt Magdeburg im Jahre 1626” promovierte. Von 1890 bis 1894 verwaltete er die Bibliothek des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg und trat 1894 ein Volontariat im Staatsarchiv Magdeburg an. Noch im selben Jahr erhielt er die Aufgabe, das Zerbster Stadtarchiv zu ordnen. Aus dieser Tätigkeit resultieren auch einige wissenschaftliche Arbeiten über Zerbst. 1897 erhielt N. eine Stelle als Hilfsarbeiter im Staatsarchiv Marburg. Als sich ihm 1898 die Möglichkeit bot, die Nachfolge des verstorbenen Stadtarchivars und -bibliothekars Max Dittmar anzutreten, kam er nach Magdeburg zurück und verblieb bis 1913 in dieser Doppelstellung. Danach erfolgte eine Trennung beider Einrichtungen. Während Arthur Reichsritter von Vincenti Direktor der Stadtbibliothek wurde, übernahm N. die Leitung des Stadtarchivs und verwaltete die städtische Münzsammlung. 1930 trat er in den Ruhestand. N. erwarb sich große Verdienste bei der Zusammenführung und Erschließung der Bestände des Stadtarchivs. Für die Bibliothek schaffte er Bücher für eine breite Leserschaft an und schuf Lesehallen und Volksbüchereien in den verschiedensten Stadtteilen Magdeburgs. Wenige Jahre nach seinem Dienstantritt veröffentlichte er 1903–05 einen gedruckten Katalog der Stadtbibliothek. Gemeinsam mit Vincenti arbeitete N. daran, die Bestände aller in der Stadt befindlichen Bibliotheken von Behörden, Schulen usw. in einem Gesamtkatalog zu erfassen. Durch die Ereignisse des I. Weltkrieges geriet diese Arbeit allerdings ins Stocken. N. publizierte zudem zahlreiche regionalgeschichtliche Arbeiten, die sich überwiegend mit der Geschichte Magdeburgs befaßten. Besonders die Ereignisse des 30jährigen Krieges sowie des Wiederaufbaus der Stadt nach 1631 regten ihn immer wieder an, Material darüber zu sammeln und zu veröffentlichen. Als seine größte Leistung ist das “Häuserbuch der Stadt Magdeburg von 1631–1720” anzusehen, von dem zu seinen Lebzeiten 1931 nur der erste Band erschienen ist. Die Herausgabe des zweiten Bandes 1956 besorgte aus seinem Nachlaß der spätere Direktor des Landeshauptarchivs Magdeburg Hanns Gringmuth-Dallmer. Von 1898 bis 1913 bekleidete N. das Amt des Schriftführers im Vorstand des Vereins für Geschichte und Altertumskunde und war von 1911 bis zu seinem Tode dort stellvertretender Vorsitzender.
Werke: Wallenstein und die Stadt Magdeburg, 1891; Die Schöffenbücher der Stadt Aken, in: GeschBll 30, 1895, 251–328; ebd. 31, 1896, 148–212; ebd. 32, 1897, 33–77; ebd. 35, 1899, 288–341; Peter Meyers Tagebuch, 1626 in Magdeburg geführt, in: ebd. 42, 1907, 110–212; Geschichte der Stadtbibliothek Magdeburg, in: ebd. 45, 1910, 1–28; Bibliographie zur Geschichte des Klosters Unser Lieben Frauen, in: ebd. 49/50, 1914/15, 170–183; Das Wetebuch der Schöffen von Kalbe, in: ebd. 51/52, 1916/17, 155–199; (Hg.) Kinderbuch der Brauer- und Bäckerinnung der Altstadt Magdeburg, 1929; Magdeburgs Zerstörung 1631, 1931.
Nachlaß: StadtA Magdeburg: Reg. 12C.
Literatur: Leesch 2, 1992, 431; Arthur von Vincenti, Geschichte der Stadtbibliothek zu Magdeburg, 1925 (*B); Peter von Gebhardt, E. N., in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Geschichts- und Altertumsvereine 81, Nr. 4, 1933; Walter Möllenberg, E. N., in: GeschBll 68/69, 1933/34, V-XI.
Ingelore Buchholz
geändert: 09.06.2004