Maass, Gustav Friedrich Hermann
geb. 02.12.1830 Brandenburg,
gest. 28.04.1901 Altenhausen,
Versicherungsangestellter, Botaniker, Heimatforscher.

Der Lehrersohn absolvierte das Gymnasium in Brandenburg, begann danach eine Lehre als Kunst- und Handelsgärtner und war um 1848 als Gärtnergehilfe bei Hermann von Nathusius in Hundisburg beschäftigt. Ende 1849 trat er als Freiwilliger bei der 3. Brandenburgischen Artillerie-Brigade als Artillerist ein und wurde 1855 Feuer- sowie 1860 Oberfeuerwerker. Während seiner zwölfeinhalbjährigen Dienstzeit war er teils als Lehrer an der Brigadeschule in Magdeburg, teils als Assistent und Oberfeuerwerker beim Brigadestab in Berlin tätig. 1862 kam M. nach Altenhausen, wo er bis zu seinem Tode als Bureauchef und Sekretär der Magdeburgischen Land-Feuer-Societät wirkte, der seit 1832 Karl Graf von der Schulenburg auf Gut Altenhausen als Generaldirektor vorstand. M. gehörte zu den Mitbegründern des von Maximilian Wahnschaffe und dem Lehrer Albert Bölte Ende 1866 initiierten Aller-Vereins und war bis zu seinem Tod einer seiner verdienstvollsten und aktivsten Mitglieder. Als Nachfolger Böltes von 1874 bis 1896 Vorsitzender des Vereins, hatte er entscheidenden Anteil an dessen Profilierung. M., in erster Linie Botaniker und Florist, entfaltete im Gebiet um Aller und Ohre eine rege Forschungstätigkeit und galt als einer der besten Kenner der regionalen Flora. Ende der 1860er Jahre führte er ausgedehnte Exkursionen mit den Botanikern Ludwig Schneider und Paul Ascherson durch, mit denen er langjährig befreundet war. Die Ergebnisse seiner Feldbeobachtungen, die er vielfach als botanische Miszellen in verschiedenen Zeitschriften publizierte, fanden auch Eingang in Schneiders “Flora von Magdeburg” (1877). M. reflektierte insbesondere die floristische Fachliteratur und hielt zu diesem Thema zahlreiche vermittelnde und einführende Vorträge im Aller-Verein. Mit besonderer Hingabe widmete er sich der Erforschung der enormen Vielfalt der Gattung der Brombeere (Rubus), durch die er sich in Fachkreisen besonderes Ansehen erwarb. In einem Waldgebiet des Alvensleber Höhenszuges entdeckte er mehrere neue Arten, von denen eine, “Rubus glaucovirens”, den Namen M.’ erhielt (“Rubus Maassii”). M., der ein großes Herbar besaß, lieferte für Wilhelm Fockes “Synopsis Ruborum Germaniae – Die deutschen Brombeerarten” (1877) umfangreiches Anschauungsmaterial sowie wertvolle Informationen und stand mit weiteren Fachwissenschaftlern, u. a. 1894/95 mit dem dänischen Forscher Otto Gelert, in Kontakt. Seine botanischen Exkursionen verband er ab Mitte der 1880er Jahre zunehmend mit ur- und frühgeschichtlichen Forschungen, insbesondere mit der Erschließung und Kartographierung von Hünengräbern und anderen prähistorischen Denkmälern sowie alter Dorf- und Burgstätten. Als Ergebnis dieser Aktivitäten erschien 1899 der Übersichtsband “Die Wüstungen des Kreises Neuhaldensleben”. M. barg in großer Zahl geologische, paläontologische, floristische, faunistische und kulturgeschichtlich interessante Fundstücke, mit denen er vorzüglich die Sammlungen des Aller- Vereins vermehrte. Er unternahm mehrere große Reisen durch Deutschland und pflegte den überregionalen Austausch mit anderen Vereinen, u. a. dem Altmärkischen Geschichtsverein und dem Botanischen Verein der Provinz Brandenburg, an deren Tagungen er oft teilnahm. 1899 ehrte der Aller-Verein seinen Ehrenvorsitzenden zu seinem 50jährigen Dienstjubiläum und würdigte dessen herausragende Leistungen.

Werke: Rubus glaucovirens. Eine neue Magdeburgische Brombeere, in: Abh. des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg 1870, 162ff.

Literatur: Nekrolog auf G. M., in: Wochenblatt für den Kreis Neuhaldensleben, Gardelegen und Wolmirstedt und den Amtsbezirk Calvörde vom 12.06.1901; Karl Schlimme, Drei Forscherpersönlichkeiten – in der Heimat, in der Welt – bei uns geboren, bei uns begraben …, in: Jb. des Kreismuseums Haldensleben 33, 1993, 26–39 (B).

Bildquelle: *Museum Haldensleben.

Guido Heinrich/Karl Schlimme

letzte Änderung: 28.02.2005