Wahnschaffe, Carl Wilhelm Maximilian
geb. 10.05.1823 Elbingerode/Harz,
gest. 06.10.1884 Weferlingen,
Forstmann, Privatgelehrter, Entomologe.

Der Sohn des Oberamtmannes Georg Wilhelm W. kam fünfjährig mit den Eltern nach Weferlingen und erhielt dort drei Jahre Privatunterricht bei Rektor Opitz und Kantor Hoffmeister. Anschließend besuchte er ab 1831 das Gymnasium in Helmstedt. In Magdeburg legte er die Abiturprüfung ab, leistete dort seine Militärdienstpflicht bei der Artillerie und wurde danach Leutnant im Reitenden Feldjäger-Korps in Berlin. In dieser Eigenschaft reiste W. im Auftrag Friedrich Wilhelm IV. nach Petersburg, Warschau, Konstantinopel und Wien. Er studierte zwei Jahre an der Forstakademie Eberswalde sowie ein Jahr Naturwissenschaften in Berlin und war danach im praktischen Forstdienst in der Oberförsterei Bischofswald bei Ivenrode/ Kreis Neuhaldensleben tätig. Er legte das Oberförsterexamen ab, mußte aber aus gesundheitlichen Gründen den Staatsdienst aufgeben. Nach weiteren Studien in Berlin und Braunschweig lebte er in Berlin ganz der Wissenschaft W. war Mitglied des Berliner Entomologischen Vereins sowie Mitarbeiter mehrerer entomologischen Zeitschriften mit weitreichenden Verbindungen zu zahlreichen Entomologen und gehörte zu den Mitbegründern der Deutschen Entomologischen Gesellschaft. Von Museen in Kiel und Stettin angebotene Stellungen schlug er aus gesundheitlichen Gründen aus und zog sich 1868 ganz nach Weferlingen zurück, wo er sich privat der Schriftstellerei und seinen naturwissenschaftlichen Forschungen widmete, in die er über die Weferlinger Umgebung hinaus auch Lappwald, Elm und Dorm, das Aller-Ohre-Gebiet sowie den Drömling einbezog. W. war Ehrenmitglied des Botanischen Vereins zu Magdeburg und bis 1871 erster Vorsitzender des durch ihn und den Lehrer Albert Bölte 1866 in Walbeck an der Aller ins Leben gerufenen Aller-Vereins, nachdem er schon seit 1864 heimatkundlich Interessierte um sich versammelt hatte. Ziel des Vereins war “den schön und reich bewaldeten, von Bergen eingerahmten Talkessel der Aller zu erforschen”. Die spätere Verlegung des Vereinssitzes nach Neuhaldensleben brachte auch eine Erweiterung der gestellten Aufgaben mit sich. Die Mitglieder des Aller-Vereins erfoschten die Heimatgeschichte, Geologie, Paläontologie, Meteorologie, Flora und Fauna, Ur- und Frühgeschichte, Architektur sowie Sprache und Brauchtum der Region. Sie trafen sich regelmäßig, veranstalteten öffentliche Vorträge, unternahmen Exkursionen und stellten Neufunde vor. W. legte eine große Käfersammlung an, die später über seine Schwester Clara Faber für 15.000 RM an den Botanischen Verein in Magdeburg verkauft wurde und den Grundstock der Insektensammlung des Kaiser-Friedrich-Museums bildete. Sein Käferbuch aus dem Jahre 1883 verzeichnet 1.871 Arten und fand seine Fortsetzung 1951 durch “Die Käferwelt des Magdeburger Raumes” von Walter Borchert.

Werke: Verzeichnis der im Gebiet des Aller-Vereins zwischen Helmstedt und Magdeburg aufgefundenen Käfer, 1883.

Literatur: N. N., Nachruf, in: Bll. HGusL 36, 1884, 350f.; Franz Bock, M. W., in: Heimatblatt für das Magdeburgische Holzland, für Börde und Heide, Nr. 1, 1939, 1f. (B); Friedrich Witte, M. W., in: Roland. Kulturspiegel für den Kreis Haldensleben, H. 1, 1956; Alfred Fischer, M. W. zur 100. Wiederkehr seines Todestages, in: Js. des Kreismuseums Haldensleben 25, 1984, 74–76.

Bildquelle: *Museum Haldensleben.

Sieglinde Bandoly