Ascherson, Paul Friedrich August, Prof. Dr. med., Dr. phil. h.c.
geb. 04.06.1834 Berlin,
gest. 06.03.1913 Berlin,
Botaniker, Historiker, Ethnograph.

Der Sohn des Geheimen Sanitätsrates Ferdinand Moritz A. studierte an der Universität Berlin ab 1850 Medizin, interessierte sich aber zunehmend für Botanik und wurde 1855 mit einer Dissertation über die Pflanzengeographie der Mark Brandenburg zum Dr. med. promoviert. Er war ab 1860 Assistent am Berliner Botanischen Garten, ab 1865 auch am dortigen Königlichen Herbarium, habilitierte sich 1863 für spezielle Botanik und Pflanzengeographie und wurde 1873 zum außerordentlichen Professor an der Berliner Universität ernannt. 1873–74 begleitete er Gerhard Rohlfs auf der Expedition in die Libysche Wüste. Nach 1876 führte er weitere Expeditionen nach Afrika durch und veröffentlichte grundlegende Werke über die Flora Afrikas und anderer Länder. Seit Ende der 1850er Jahre botanisierte A. auch des öfteren im Gebiet der Provinz Sachsen. Gemeinsam mit den hier tätigen Botanikern Ludwig Schneider und Gustav Maass, mit denen er eng befreundet war, unternahm er mehrfach ausgedehnte Exkursionen zur Erkundung der regionalen Flora, insbesondere des Mittelelbegebietes und des Flechtinger Höhenzuges. Mit den Genannten nahm er auch an der Gründungsveranstaltung des Aller-Vereins in Walbeck am 03.11.1866 teil. A. würdigte in einem umfangreichen Nachruf das Lebenswerk Schneiders (s.u.) und veröffentlichte anläßlich des 25jährigen Stiftungsfestes des Naturwissenschaftlichen Vereins Magdeburg 1894 seinen “Nachtrag zu L. Schneiders Flora von Magdeburg”. In den 1890er Jahren botanisierte A. u. a. im Jerichower Land und im Vorharzgebiet gemeinsam mit Paul Graebner, mit dem er auch seine grundlegenden Werke über die mitteleuropäische Flora herausgab. A.s Bedeutung liegt u. a. darin, daß er vorhandene “Lokalfloren-Werke” (Beschreibungen der Pflanzenarten bzw. -gesellschaften eines begrenzten Gebietes) unter Einbeziehung eigener Feldbeobachtungen zu systematisch neu geordneten Darstellungen der Pflanzenwelt eines größeren Territoriums zusammenfaßte. Seine entsprechenden Veröffentlichungen sind auch im Kulturraum Magdeburg noch heute ein wichtiger Bezugspunkt der botanisch-floristischen Forschung. A. war nicht nur Botaniker, sondern auch Historiker, Ethnograph und Sprachforscher. Die Universität Rostock verlieh ihm die philosophische Ehrendoktorwürde.

Werke: Studiorum phytogeographicorum de Marchia Brandenburgensis specimen, Diss. Berlin 1855; Verzeichnis der Phanerogamen und Gefäßkryptogamen, welche im Umkreis von fünf Meilen um Magdeburg bisher beobachtet worden sind, 1859; Flora der Provinz Brandenburg, der Altmark und des Herzogthums Magdeburg, 1864 (Reprint 1999); Ludwig Schneider, in: Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg 31, 1890, XLIII-L; Flora des nordostdeutschen Flachlandes, 21899 (mit Paul Graebner); Synopsis der mitteleuropäischen Flora, 1894ff. (mit Paul Graebner).

Literatur: NDB 1, 412; Fs. zur Feier des 25jährigen Stiftungsfestes des Naturwissenschaftlichen Vereins Magdeburg, 1894; Ignatz Urban/Paul Graebner (Hg., Fs. zur Feier des 70. Geburtstages des Herrn Prof. Dr. P. A., verfaßt von Freunden und Schülern, 1904 (W, *B).

Hermann Grünzel

letzte Änderung: 02.09.04