Der Sohn eines Bürstenmachermeisters lebte nach schwieriger Kindheit und dem frühen Tod der Eltern ab 1863 im Rettungshaus in Wittenberg, besuchte dort die Volks- und Bürgerschule sowie das Gymnasium, legte 1876 das Abitur ab und studierte danach evangelische Theologie in Halle. Ab Mai 1882 zunächst Hilfsprediger am Dom zu Magdeburg, wurde er 1883 als dritter Prediger an der Nikolaikirche in Magdeburg-Neustadt sowie ab 1888 als erster Prediger der Wallonisch-Reformierten Gemeinde Magdeburg tätig. In diesem Amt, das er bis zu seinem Tode ausübte, setzte er sich aktiv für gefährdete Kinder ein und wirkte verantwortlich an entsprechenden Einrichtungen seiner Gemeinde. Ab 1894 richtete er Gemeinde-Abende ein, die durch theologische, historische und kulturelle Beiträge das Gemeindeleben wesentlich bereicherten. Neben seinem seelsorgerlichen und sozialen Engagement war T. auch wissenschaftlich tätig. Er war Mitglied und langjähriger Schriftführer des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg und wirkte zudem ab 1888 nicht nur über Jahrzehnte an der Weimarer kritischen Gesamtausgabe der Werke Martin Luthers, insbesondere am Band 5 (1892), mit, sondern gab erstmals eine Fabelhandschrift Luthers aus der Bibliotheca Vaticana in Rom sowie eine kommentierte Handschrift seiner Sprichwörtersammlung heraus. 1898 übereignete er mit der finanziellen Hilfe des Kaufmanns Jacob Hennige der Stadt Magdeburg drei Bände Luther-Handschriften aus den Jahren 1528 und 1541 (gegenwärtig im Kulturhistorisches Museum Magdeburg). In Anerkennung seiner Verdienste um die Lutherforschung verlieh ihm die Universität Halle-Wittenberg 1917 die Ehrendoktorwürde.

Werke: s. o.; Luthers Fabeln nach seinen Handschriften und den Drucken neu bearbeitet, 1888, ²1911; Dem Andenken von Otto Duvigneau, Stadtrat und Ehrenbürger der Stadt Magdeburg, 1899; Luthers Sprichwörtersammlung, 1900; Kurzer Abriß der Geschichte der Wallonisch-Reformierten Gemeinde und ihres Gotteshauses, 1904; Magdeburger Predigten aus den Jahren 1807–1815, in: GeschBll 48, 1913, 231–249.

Literatur: Karl Bode, Urkundliche Nachrichten über die Wallonisch-Reformierte Kirch-Gemeinde zu Magdeburg, 1889, 123; Walter Möllenberg, D. E. T. (†). Nachruf, in: GeschBll 56/59, 1921/24, 171f.; Max Stolte, Leichenpredigt über E. T., 1922; Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen.

Archivalien:  StadtA Magdeburg: Rep. A II, M 77, Spec. 12¹.

Bildquelle: *Johannes Maresch, Die Wallonisch-Reformierte Gemeinde zu Magdeburg, 1939, 113.

Henner Dubslaff