Maresch, Johannes
Otto Ernst |
Der Sohn des herzoglich-anhaltischen Regierungskalkulators Hermann Otto M. absolvierte das herzogliche Friedrichs- Gymnasium in Dessau. 1902–04 studierte er evangelische Theologie und Philologie in Greifswald und Halle. In Halle wurde er besonders durch Hermann Reischels christozentrische Behandlung der Dogmatik beeinflußt. 1905 absolvierte er einen Lehrerkurs in Köthen/Anhalt, 1906 einen einjährigen Militärdienst. 1906–07 war er Lehrer an der Realschule in Izmir/Türkei und Helfer der dortigen evangelischen Gemeinde, danach als Hilfslehrer in Deutschland angestellt. Ab 1908 wirkte er als Vikar an der Johanniskirche in Dessau. Nach seiner Ordination wurde M. 1909 Hilfsprediger in Alten bei Dessau und in Coswig/Anhalt sowie Lehrer an der dortigen Mädchenschule. 1911–17 hatte er das Pfarramt in Dornburg bei Zerbst inne. 1917–18 leistete er Militärdienst als Felddivisionspfarrer des 232. Infanterieregiments. 1923–39 war er Pfarrer der Wallonisch-Reformierten Gemeinde Magdeburg und arbeitete dabei 1923–35 als Stadtjugendpfarrer und 1925–27 sowie 1936 und 1939 als Verwalter der Pfarrstelle der Französisch-Reformierten Gemeinde. 1939–44 wurde er zum zweiten Pfarrer der französisch- reformierten Friedrichstadtkirche in Berlin berufen. Er geriet dort wegen seiner pro-nationalsozialistischen Einstellung in Widerspruch zur Gemeinde und ab 1942 wegen seines Führungsanspruchs bei der Gemeindeleitung auch zum Presbyterium. 1944 wurde er aus der Friedrichsstadtkirche als Pfarrer entlassen. 1945–46 übernahm er die kommissarische Verwaltung der drei pfarrerlosen reformierten Gemeinden Magdeburgs. M. war 1924–33 Mitglied der “Großen Loge von Preußen” und 1928–42 stellvertretender Schriftführer des Deutschen Hugenotten-Vereins. Seit 1932 nahm er regelmäßig an den Freien Deutschen Hugenotten-Synoden teil. 1933 trat er der Glaubensgemeinschaft Deutsche Christen bei. Ab 1944 tendierte er jedoch wieder zur kirchenpolitischen Mitte. Für die Magdeburger reformierte Gemeinde war er schriftstellerisch und kompositorisch tätig. Seine diesbezüglichen Arbeiten hatten lokalen Charakter. Intensiv beschäftigte er sich mit der Geschichte der Wallonisch-Reformierten und der Französisch-Reformierten Gemeinde Magdeburgs und legte seine Untersuchungsergebnisse in Jubiläums-Schriften und im Wallonisch-Reformierten Kirchenkalender nieder, deren Herausgeber er von 1924 bis 1939 gemeinsam mit Johann Duvigneau war. Von genealogischer Bedeutung sind seine Arbeiten zur Erforschung der belgischen Herkunft der wallonisch-reformierten Gemeindeglieder. M. war zudem Herausgeber der Monatsblätter des Gustav-Adolf- Vereins der Provinz Sachsen (1931–39) sowie Redakteur der Kirchlichen Nachrichten für die französisch-reformierte Gemeinde in Großberlin.
Werke: Die Rubinations. Ein Volksschauspiel aus der Reformationszeit Magdeburgs in drei Aufzügen, 1924; Das Spiel vom Roten Horn. Märchenspiel, 1927; Die Zerstörung Magdeburgs, Historisches Schauspiel, 1931; Die Französisch-Reformierte Gemeinde zu Magdeburg. Ein Rückblick auf 250 Jahre ihrer Geschichte, 1687–1937, 1937; Die Wallonisch-Reformierte Kirche zu Magdeburg. Die Geschichte eines Gotteshauses, 1938.
Literatur: Ursula Fuhrich-Grubert, Hugenotten unterm Hakenkreuz. Studien zur Geschichte der Französischen Kirche zu Berlin, 1994, 566–571; Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen.
Bildquelle: *J. M., Die Wallonisch-Reformierte Gemeinde zu Magdeburg, 1939, 113.
Henner Dubslaff
letzte Änderung: 28.02.2005