Duvigneau, Johann
August |
Der Sohn des Kaufmanns, Reichstagsabgeordneten und Magdeburger Ehrenbürgers Otto D. absolvierte das Gymnasium des Klosters Unser Lieben Frauen Magdeburg und erwarb 1872 dort das Abitur. Er studierte Architektur an der Bauakademie Berlin, legte dort 1879 das Staatsexamen ab, wurde im gleichen Jahr zum Regierungsbaumeister ernannt und in Magdeburg tätig. Hier übernahm D. zunächst Leitungsfunktionen bei der Magdeburger Bau- und Credit-Bank, deren Generaldirektor er später wurde. Ab 1901 war er Stadtverordneter, dann stellvertretender Stadtverordneten-Vorsteher, Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses der Stadt Magdeburg und ab 1914 unbesoldeter Stadtrat. 1913 wurde D. zum Königlichen Baurat ernannt. 1919 schied er aus seinen Ämtern und widmete sich verschiedenen vaterländischen und wohltätigen Vereinen. So wurde er Ehrenmitglied der Ortsgruppe der Deutschen Kolonialgesellschaft und Ehrenvorsitzender des Bezirksvereins Magdeburg der Deutschen Gesellschaft zur Rettung von Schiffbrüchigen. D. war bereits seit 1879 Mitglied der Freimauerloge “Ferdinand zur Glückseligkeit”, seit 1905 hatte er verschiedene Logenämter inne, führte von 1923 bis 1930 den Hammer als Meister vom Stuhl und wurde 1930 Ehrenmeister der Loge. Ab 1923 war er Mitglied und Ehrenmitglied der Großen National-Mutterloge “Zu den drei Weltkugeln” in Berlin und Ehrenmitglied in 25 Logen Deutschlands. D. hatte wesentlichen Anteil an städte- und wohnbaulichen Projekten in Magdeburg, z. B. am Neubau des Zentraltheaters (1907) und des Wilhelmsbades (1920), an der Erweiterung des “Harmonie”-Gebäudes (1907/08), am Umbau des Seidenkramer- Innungshauses am Alten Markt zur Handelskammer (1904–06) und des Gebäudes der Loge (1911). Er war am Bau zahlreicher Fabrik- und Speicherbauten sowie von Einfamilienhäusern in Magdeburg und Umgebung beteiligt. Mit der Restaurierung der Frührenaissancefassade des Innungshauses und der Barockfassade der Magdeburger Lebensversicherungs-Gesellschaft setzte er hohe Maßstäbe für historisch originalgetreue Sanierungen. Maßgebend wirkte er auch an Bauten in Berlin, Köln und Wilhelmshaven mit. Auch als Presbyter und Patronatsvorsteher der Wallonisch- Reformierten Gemeinde Magdeburg (1899–1940) erwarb sich D. vielfältige Verdienste. Er war langjährig federführend bei der Erarbeitung des von Karl Bode begründeten Wallonisch-Reformierten Kirchenkalenders. Zudem beeinflußte er wesentlich die Neugestaltung der Wallonerkirche zwischen 1894–1905; so erfolgten unter seiner Leitung eine Reihe baulicher Veränderungen (Lettner, Lettner-Vorhang, farbige Fenster, Heizungsbau).
Werke: Das Haus der Handelskammer zu Magdeburg (Seidenkramer-Innungshaus) und seine Geschichte, 1905; Das Zentral-Theater in Magdeburg 1906–1907. Denkschrift zur Feier der Eröffnung am 15.08.1907; Wallonisch-Reformierter Kirchenkalender 1930–1940.
Literatur: Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 39, 1923, 202; Joseph Stübben, Der Städtebau (Hdb. der Architektur, hg. von Eduard Schmitt, 9. Halbbd.), 31924; Magdeburgische Zeitung vom 27.01.1939; Johannes Maresch, Die Wallonisch-Reformierte Gemeinde zu Magdeburg, 1939.
Bildquelle: *Erinnerungsblätter zum hundertfünfzigjährigen Stiftungsfeste der Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit” zu Magdeburg am 23.02.1911, o. J. [1910].
Henner Dubslaff
geändert: 26.09.2005