Duvigneau, Johann Joseph Otto
geb. 07.07.1828 Magdeburg,
gest. 07.09.1899 Magdeburg,
Kaufmann, Fabrikant, Kommunalpolitiker.

D. wurde als drittes Kind des Kaufmanns Johann Christian D. und seiner Ehefrau Johanne Euphrosyne, geb. Prévôt, deren Vater der letzte Bürgermeister der Pfälzer Kolonie zu Magdeburg war, geboren. Er verbrachte seine Kindheit in Genthin und kam 1836 mit seinen Eltern nach Magdeburg zurück. Nach dem Besuch der Grund- und Handelsschule bis 1844 und der Lehre im Geschäft Burchardt & Schulze, Breiteweg, gehörte er 1848 zu den Gründern des Magdeburger Kaufmännischen Vereins, dessen Zielsetzung in einer Verbesserung der Situation der Magdeburger Kaufleute bestand. 1848/49 absolvierte er den Militärdienst und schloß ihn mit dem Offiziersexamen als Reserveoffizier ab. Von 1849 bis 1855 war D. Vertreter eines Bremer Drogengeschäfts und trat 1853 in das väterliche Unternehmen Duvigneau & Wellenberg, Ofen- und Thonwarenfabrik ein. Er war an der Einführung des Schmelzgusses für hochwertige Ofenkacheln und der Entwicklung des “Duvigneauschen Gitterofens” beteiligt. In den 1870er und 1880er Jahren war D. alleiniger Direktor und Geschäftsführer der 1865 in Otto Duvigneau & Co., Ofen- und Tonwarenfabrik, Terracotten umgegründeten Firma, die mit der Herstellung der Majolika-Öfen, die auf zahlreichen internationalen Ausstellungen mit Medaillen bedacht wurden, ihre Blüte erlebte. Aufgrund seiner Fachkompetenz war er auf der Weltausstellung in Chicago als Preisrichter für Keramik tätig. Seit den 1860er Jahren war D. sehr aktiv in der Magdeburger Kommunalpolitik. 1863 wurde er Stadtverordneter, von 1884 bis zu seinem Tode war er unbesoldeter Stadtrat. D. war Mitbegründer des Magdeburger Kunstgewerbevereins (1869), dem er von 1874 bis 1894 vorstand. Er gehörte auch zu den Initiatoren für den Bau eines städtischen Museums. 1866 gründete D. den National- Liberalen Verein zu Magdeburg mit und gehörte von 1887 bis 1890 als Mitglied der Nationalliberalen Partei für Magdeburg dem Reichstag an, wo er sich für die gesetzliche Alters- und Invalidenversicherung einsetzte. 1887–90 war er auch Vorsitzender des Provinzialausschusses der Nationalliberalen in der Provinz Sachsen und Mitglied des Zentralvorstands der Partei auf Reichsebene. 1890 ernannte ihn die Magdeburger Organisation seiner Partei zum Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden. Seit 1860 gehörte D. als Presbyter der Wallonisch-Reformierten Gemeinde und bis zu seinem Tode als Patronatsvertreter der Wallonischen Gemeinde an. 1898 wurde er Meister vom Stuhl der Magdeburger Freimaurer-Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit”, deren Mitglied er seit 1857 war. Auf Grund seiner Verdienste für die Stadt Magdeburg erfolgte aus Anlaß seines 70. Geburtstages die Ernennung zum Ehrenbürger. D. war der Vater des Bauingenieurs und Architekten Johann D.

Literatur: BioJb 4, 1900; Dem Andenken von O. D. Stadtrat und Ehrenbürger der Stadt Magdeburg, Fs., 1899 (B); Heike Kriewald, Aus der Geschichte einer Magdeburger Freimaurerloge, 1992, 90; Ingelore Buchholz/Maren Ballerstedt/Konstanze Buchholz, Magdeburger Ehrenbürger, 1994, 35; Familienunterlagen Hans-Jörg D., Berlin (privat).

Bildquelle: *Erinnerungsblätter zum hundertfünfzigjährigen Stiftungsfeste der Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit” zu Magdeburg am 23. Februar 1911, o. J. [1910].

Roswitha Willenius

geändert: 09.06.2004