Schmidt, Friedrich Ludwig
geb. 05.08.1772 Hannover,
gest. 13.04.1841 Hamburg,
Wundarzt, Schauspieler, Theaterdirektor, Dramatiker.

S. erlernte den Beruf eines Wundarztes (Prüfung 1791), aber seine Liebe zum Theater führte ihn bald zur Bühne. 1792–94 war er Mitglied der Wandertruppe von Johann Carl Tilly, ab 1795 gehörte er zur Theatertruppe Carl Döbbelins. Mit diesem kam er Ende 1794 nach Magdeburg, wo er am neugegründeten Magdeburger Stadttheater am 05.01.1795 in Heinrich Zschokkes “Äbellino” erste große Erfolge feierte. 1796 übernahm er zusammen mit Alois Hostovsky die Regie des Theaters und leistete Beachtliches, auch als einer der Hauptdarsteller der Bühne. Insgesamt inszenierte S. für das Magdeburger Theater etwa 300 Stücke (Opern nicht eingerechnet), darunter Dramen Lessings, Schillers und Shakespeares. Sein Verdienst ist es u. a., daß sich Lessings “Nathan der Weise” nach der Magdeburger Aufführung 1801 als Bühnenwerk durchgesetzt hat. Als Regisseur versuchte S. – vom Theatermaler Johann Adam Breysig und von Musikdirektor Friedrich August Pitterlin unterstützt –, eine Brücke zwischen hohem künstlerischem Anspruch und den kommerziellen Erfordernissen eines privatwirtschaftlichen Bühnenunternehmens zu schlagen. 1804 trat er als Regisseur zurück, als er sich durch die Berufung von August Heinrich Fabricius zum dritten Regisseur in seinen Kompetenzen beschnitten fühlte. Nachdem er sich dann 1805 bei der Neuvergabe der Magdeburger Theaterdirektion an Fabricius und Hostovsky übergangen sah, kündigte er und wechselte als Schauspieler an das Hamburger Theater, welches er von 1815 bis 1841 als Direktor leitete. Hier erarbeitete sich S. nicht nur einen erstklassigen Ruf als Theatermann, der u. a. Heinrich von Kleists Texte vor dem Vergessen bewahrte und für die Bühne bearbeitete, sondern auch als “unbarmherzige Theaterscheere”, da er für die Aufführungen rigoros Änderungen an den Originalstücken vorzunehmen pflegte. Als Dramatiker schrieb S., v. a. um den eigenen Bühnenbedarf zu befriedigen, meist tränenreiche Familienstücke, bearbeitete aber auch historische Stoffe, oft zur Magdeburger Stadtgeschichte. Sein “Sturm von Magdeburg” (1799), in dem er die traumatischen Ereignisse vom Mai 1631 verarbeitete, wurde bis 1876 jedes Jahr aufgeführt und war bis 1833 mit mindestens 71 Aufführungen das erfolgreichste Stück am Magdeburger Theater.

Werke: Die Kette des Edelmuths, 1795; Mathilde von Heideck, 1801; Weiberpolitik, 1801; Dramaturgische Aphorismen (3 Bde), 1820–34. Hermann Ude (Hg.), Denkwürdigkeiten des Schauspielers, Schauspieldichters und Schauspieldirectors F. L. S. (2 Bde), 1875 (W).

Literatur: ADB 31, 721–726; Killy 10, 309f.; Ludwig Eisenberg, Großes biogr. Lexikon der deutschen Bühne im 19. Jahrhundert, 1903, 893f.; Heinz Krieg, F. L. S. der erste Regisseur des Magdeburger Stadttheaters. Zu seinem 100. Todestage am 13. April 1941, in: MonBl 83, 1941, 29f.; Rolf Kabel, Die Entstehung des Magdeburger Nationaltheaters und sein Werdegang bis zum Jahre 1833, Diss. Berlin 1955, 81–140; Horst Denkler, Restauration und Revolution, 1973.

 Bildquelle: *Philipp Stein, Deutsche Schauspieler, Bd. 2, 1908.

Heiko Borchardt