Pitterlin, Friedrich Adolph
geb. vor dem 20.02.1769 Bautzen,
gest. 01.10.1804 Magdeburg,
Komponist, Dirigent, Musikdirektor.

Der Sohn des Landeskopisten und Steuersekretärs Gottfried Sigismund P. erhielt schon früh Musikunterricht. 1785 immatrikulierte er sich an der Universität Leipzig, um evangelische Theologie zu studieren, betätigte sich dort jedoch auch als Violoncellist des Theaterorchesters. Schon 1788 komponierte er für die in Leipzig auftretende Seconda’sche Schauspielertruppe Ballette und Pantomimen, studierte Opern u. a. ein und leitete Aufführungen. 1789 wurde er als Musikdirektor der Truppe engagiert. In der Folgezeit spielte die Truppe in Freiberg, Naumburg, Bautzen, Zeitz und im Winter in Leipzig. In dieser Zeit lernte er die Schauspielerin Mademoiselle Lehmann kennen, die er 1793 heiratete. Im Februar 1794 wechselte P. zur Schauspielergesellschaft des Carl Döbbelin jun., für den er verschiedene Musiken schrieb. 1795 wurde er als Musikdirektor an das neu gegründete Magdeburger Nationaltheater engagiert, das von 1795 bis Anfang 1796 unter Döbbelins und anschließend unter der Leitung von Friedrich Ludwig Schmidt stand. Ab 1796 war auch P.s Frau Mitglied des Ensembles. In Magdeburg entstanden mehrere Kompositionen, darunter Sinfonien und die Chöre zu dem Trauerspiel “Alfred” (aufgeführt 1797). Unter P.s Leitung wurden neben zeitgenössischen Modestücken auch Opern von Mozart aufgeführt. 1801 kam die “Entführung aus dem Serail” in Magdeburg erstmalig auf das Programm. Im Frühjahr 1803 folgte die Magdeburger Erstaufführung von Haydns “Jahreszeiten”. Einige Jahre leitete er die Winterkonzerte der Magdeburger Freimaurerloge und der Harmoniegesellschaft. P. wurde als vornehmer Mensch, talentierter und verantwortungsbewußter Musiker und geistvoller und erfahrener Mann beschrieben. Als Musikpädagoge war er anerkannt. Sein bedeutendster Schüler wurde der spätere Kasseler Konzertmeister Friedrich Ernst Fesca. P.s letzte Lebensjahre wurden durch ein Lungenleiden überschattet. Nur wenige seiner Werke blieben erhalten. Arnold Schering, der die ehemals in der Bibliothek der Thomasschule befindlichen Handschriften noch kannte, beschrieb seine Bühnenmusiken als “stets beschwingte, anmutige Kompositionen”, in denen “Mozartsche Kantabilität” zu finden sei.

Werke: erhaltene Werke: So leicht sollt ihr mich nicht berücken, Arie, o. J. (Sächsische Landesbibliothek Dresden); Der Eichwald brauset, Arie, Ms. o. J. (Bibliothek Lübeck); Festlich steige heut im Berggesange, Cantate und Bergreihen, Ms.1792 (Staatsarchiv-Bibliothek Berlin); Variationen über Johann Adam Hillers Romanze: Als ich auf meiner Bleiche, für Sopran mit Begleitung des Fortepianos, Ms. um 1800 (Musikbibliothek Leipzig); nicht erhaltene Werke: Die Königs-Eiche, ein Vorspiel mit Gesang und Tanz, 1801; Der Fürst und sein Volk, ein deutsches Nationaldrama mit Gesängen (Georg C. Claudius, Libretto in: Deutsche Schaubühne 6, Bd. 7, 1794); einige Mss. nach Schering ehemals in der Thomasschulbibliothek Leipzig: Die Heuernte (Pantomime); Musik zu: Die Zigeuner (Ferdinand Möller); Chöre zu Alfred und zu Inez de Castro, 1796; Die falsche Scham (Hochzeitskantate) 1792; Variationen über Johann Adam Hillers: Als ich auf meiner Bleiche, 1796; Hg.: Sammlung von Arien und Duetts aus den neuesten und beliebtesten Opern berühmter Tonsetzer. Magdeburg: Hessenland o. J. (6 H.); dto., Brandenburg: Leich, o. J.

Literatur: Hobohm, Bd. 1, 216–263; Ernst Ludwig Gerber, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler, Bd. 3, 1813, 274; Nachruf in: Allgemeine Musikzeitung 7, 1805, März, 424ff. (mit Abdruck eines Liedes); Robert Eitner, Biographisch-bibliographisches Quellenlexikon der Musiker und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Bd. 7, 1902, 464; Georg Friedrich Giesecke, Mitteilungen über die Familien Giesecke und P., 1919; Bernhard Sommerlad, F. A. P. Ein vergessener Magdeburger Musiker, in: MonBl 77, 1935, 142f.; Arnold Schering, Johann Sebastian Bach und das Musikleben Leipzigs im 18. Jahrhundert, 1941, 569f.; Rolf Kabel, Die Entstehung des Magdeburger Theaters und sein Werdegang bis zum Jahre 1833, 1961.

Ralph-J. Reipsch

letzte Änderung: 02.03.2005