Fesca, Friedrich Ernst
geb. 15.02.1789 Magdeburg,
gest. 24.05.1826 Karlsruhe,
Violinvirtuose, Komponist.

F., Sohn des kunstliebenden Magistratsobersekretärs Johann Peter August F. und der Marianne Podleska, einer Schülerin Johann Adam Hillers und vormaligen Kammersängerin am herzoglich kurländischen Hof, verlebte seine Kindheit in Magdeburg. Ab 1798 erhielt er Geigenunterricht beim Theaterkonzertmeister Lohse und trat schon um 1800 öffentlich auf, u. a. in einem Konzert der Freimaurerloge “Ferdinand zur Glückseligkeit”. In Musiktheorie und Komposition wurde F. vom Musikdirektor am Altstädtischen Gymnasium Johann Friedrich Leberecht Zachariae und vom Theaterkapellmeister Friedrich Adolf Pitterlin unterwiesen. 1804 traf er mit Louis Spohr zusammen, der während einer Konzertreise in Magdeburg weilte und zu dem er zeitlebens Kontakt hielt. F. wirkte bei der Uraufführung (10.11.1804) der zweiten Fassung von Spohrs (unveröffentlichtem) Violinkonzert e-Moll im traditionsreichen Konzertsaal des Seidenkramer-Innungshauses in Magdeburg mit. Nach dem Tod Pitterlins wandte sich F. im Juli 1805 nach Leipzig, um seine Musikstudien beim Thomaskantor und Mozartverehrer August Eberhard Müller, dem einstigen Ulrichsorganisten aus Magdeburg, fortzusetzen. Der von früheren Biographen erwähnte Unterricht bei dem Gewandhauskonzertmeister August Matthäi ist nicht belegt. In Leipzig sammelte F. Erfahrungen im Streichquartettspiel und musizierte im Gewandhausorchester. 1806 trat er seine erste Stelle als Kammermusiker des Herzogs Peter Friedrich Ludwig in Oldenburg an. Von 1808 bis zum Ende des westfälischen Königreiches 1813 war er Geiger der Hofkapelle König Jérômes in Kassel. Nach kurzem Aufenthalt bei seinem Bruder und Förderer Carl August F. in Wien wurde er 1814 Mitglied der großherzoglich-badischen Hofkapelle in Karlsruhe, ein Jahr später deren Konzertmeister. Er leitete die Konzerte der Karlsruher Museumsgesellschaft. F. war ein hervorragender und geschätzter Geiger, mußte jedoch 1821 wegen eines Lungenleidens das öffentliche Konzertieren aufgeben und widmete sich stattdessen stärker dem Komponieren. Seine Kontakte nach Magdeburg rissen nie gänzlich ab. Einige Werke hat er Magdeburger Persönlichkeiten dediziert. Nach seinem Tod veranstaltete der Magdeburger Seebachsche Singverein ein Gedenkkonzert. F.s geistliche Vokalmusik sowie die Streichquartette und -quintette, die mit brillantem Part für die erste Violine und gleichberechtigter, teilweise thematischer Stimmführung der anderen Instrumente dem klassischen Formmodell und dem zeittypischen Ideal der Virtuosität huldigen, erlangten große Anerkennung und wurden oft gespielt. Eine Gesamtausgabe der Streichquartette und -quintette erschien noch zu F.s Lebzeiten in Paris.

Werke: 21 Streichquartette (das vermutlich erste entstand in Magdeburg, ist jedoch nicht erhalten); 4 Streichquintette; 4 Flötenquartette; Flötenquintett op. 22; Orchesterwerke, darunter drei Sinfonien; zwei Opern: Cantemire (1820); Omar und Leyla (1824); Lieder für Singstimme und Klavier; vierstimmige Gesänge; Psalmkompositionen; Komposition der Melodie des Liedes “An der Saale hellem Strande” (Franz Kuglers Kontrafaktur des Liedes “Soldatenabschied” op. 17,1).

Literatur: ADB 6, 722f.; Mitteldt Leb 5, 254–266 (*B); MGG 4, Sp. 83–85; Hobohm, Bd. 1, 99; Friedrich Rochlitz, Nachruf, in: Allgemeine musikalische Zeitung, 23.08.1826; Markus Frei-Hauenschild, F. E. F. (1789– 1826). Studien zu Biographie und Streichquartettschaffen, 1998 (W).

Bildquelle: Deutsches Musikgeschichtliches Archiv Kassel.

Brit Reipsch

letzte Änderung: 19.08.2004