Stock, Ludwig Christian
geb. 14.11.1778 Halle,
gest. 26.05.1861 Wernigerode,
Archivar.

S. begann 1811 seine Tätigkeit im Staatsdienst als Supernumerarius bei der Verwaltung der indirekten Steuern des Königreichs Westfalen. Auch nach Ende der Franzosenzeit verblieb er im Staatsdienst und war seit Januar 1817 Registrator im Archiv der Magdeburger Regierung. Für ein noch zu gründendes Provinzialarchiv erstellte er 1822 eine perspektivische Gesamtübersicht. S. wechselte 1823 unter Ernennung zum Archivar an das neue Provinzialarchiv Magdeburg, das er zunächst zusammen mit Friedrich Matthias Gottfried Cramer und seit Juli 1824 mit Heinrich August Erhard auf kollegialer Basis leitete. S. übernahm das Aktenarchiv. Zusammen mit den Vorüberlegungen des mit der Reorganisation des Archivwesens in der Provinz Sachsen beauftragten Schulrats Karl Hahn schufen S. und Erhard in den folgenden Jahren die organisatorischen Grundlagen, die für das “Alte Archiv” des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt Magdeburg bis heute Bestand haben. Die Archivalien wurden nach Grundsätzen geordnet, die dem erst später vollständig formulierten und bis heute für die Archivarbeit maßgeblichen Provenienzprinzip nahe kamen. Nach dem Weggang Erhards 1831 übernahm S. zusätzlich die Urkundenabteilung und führte das Archiv allein. Stand S. zunächst vor dem Problem, die zahl- und umfangreichen Bestände, die durch das Ende sowohl des Ancien Régime als auch des Königreichs Westfalen in das Archiv gelangten, zu ordnen, so hatte er auch mit der Gegenbewegung zu kämpfen: trotz seines Widerstands verlangten viele der neugegründeten preußischen Behörden, daß sogenannte “Vorakten” nicht abgegeben wurden bzw. bereits Archiviertes wieder herausgegeben werden mußte. 1825/26 nahmen die Archivreposituren allmählich Gestalt an; 1831 waren über 30 Aktenbestände in sieben Länderabteilungen aufgestellt, die nicht nach Betreffen, sondern nach Behörden strukturiert waren. Bis 1837 verzeichnete S. eigenhändig 23 Aktenbestände, darunter die zentralen Reposituren Äußere und Innere Angelegenheiten des Erzstifts Magdeburg und des Domkapitels Magdeburg. Ferner organisierte er die Benutzung des Archivs, verfaßte umfangreiche historische Gutachten und publizierte verschiedene wissenschaftliche Abhandlungen. S.s private Verhältnisse gestalteten sich nach seiner eigenen Einschätzung schwierig. Sein zwischen 1823 und 1857 niemals erhöhtes Gehalt reichte wohl nicht aus, um die achtköpfige Familie zu ernähren. 1856 wurde er zum Königlichen Provinzialarchivar der Provinz Sachsen ernannt. Erst 1857 wurde er im 79. Lebensjahr mit dem Titel eines Archivrates in den Ruhestand versetzt; eine erwogene Verleihung des Roten Adler-Ordens (IV. Klasse) unterblieb. S. zog kurz darauf nach Wernigerode. Der Aufbau des Magdeburger Archivs bleibt untrennbar mit S.s Arbeit verbunden. Sein Nachfolger wurde George Adalbert von Mülverstedt.

Literatur: Leesch 2, 595; Walter Friedensburg, Entstehung des StadtA Magdeburg, in: Hans Beschorner (Hg.), Archivstudien. Zum 70. Geburtstag von Woldemar Lippert, 1931; Hellmut Kretzschmar/Walter Friedensburg. Geschichte des StA Magdeburg, o. J., Berent Schwineköper, Gesamtübersicht über die Bestände des Landeshauptarchivs Magdeburg, Bd. 1–2, 1954–1955.

Archivalien:  LHASA: Bestand C 22.

Thomas Lux

letzte Änderung: 01.03.2005