Schwineköper, Berent, Dr.
phil. |
S., Sohn eines Apothekers, studierte Geschichte, Germanistik, Kunstgeschichte und Historische Hilfswissenschaften in Göttingen, Wien und Freiburg/Breisgau. Nachhaltig beeinflußten ihn seine akademischen Lehrer Alphons Dopsch, Heinrich von Srbik, Hermann Heimpel und vornehmlich Percy Ernst Schramm, bei dem er 1937 über das Thema “Der Handschuh im Recht, Ämterwesen, Brauchtum und Volksglauben” (1938, neu 1981) promovierte. Er absolvierte 1939–41 das Institut für Archivwissenschaften und geschichtswissenschaftliche Fortbildung am Preußischen Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem und nahm anschließend seine Tätigkeit am Preußischen Geheimen Staatsarchiv auf. 1944 wurde er zum Archivrat am Staatsarchiv Magdeburg ernannt. Nach Kriegsdienst und sowjetischer Kriegsgefangenschaft (Juli 1941 bis September 1945) war er von Februar 1946 bis Juni 1959 als wissenschaftlicher Archivar im Landeshauptarchiv Magdeburg tätig. 1958 wurde er Honorardozent für Urkundenlehre des Mittelalters und für Landesgeschichte am Institut für Archivwissenschaften in Potsdam. Nach Emigration in die Bundesrepublik Deutschland im Juni 1959 übernahm er das Stadtarchiv Freiburg/Breisgau. Die dortige Universität erteilte ihm 1964 einen Lehrauftrag und ernannte ihn 1972 zum Honorarprofessor. S. war Mitglied des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte, außerordentliches Mitglied der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Mitglied der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt und anderer wissenschaftlicher Gesellschaften. S. hinterließ ein umfangreiches wissenschaftliches Werk. Hervorzuheben aus seiner Tätigkeit am Landeshauptarchiv Magdeburg sind die Beiträge zur Geschichte des Provenienzprinzips, drei von ihm bearbeitete Bände der “Gesamtübersicht über die Bestände des Landeshauptarchivs Magdeburg” (1954, 1959, 1960) und die archivtheoretische Begründung für “Das ‚Gutsarchiv’ als Archivtypus”; diese leitete er aus den rechtlich-verwaltungsmäßigen Grundlagen der Gutsarchive ab, deren Bergung ihm infolge der Bodenreformenteignungen in Sachsen-Anhalt ein vordringliches Anliegen war (vgl. Charlotte Knabe). “Die Anfänge Magdeburgs” (1958) eröffneten seine Publikationen zur mittelalterlichen Stadtgeschichte, die er später auf ostsächsische und auf Städte des Freiburger Rechts erweiterte. Für den “Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes” bearbeitete er die Karten bzw. die Erläuterungen über Stifter, Klöster, Komtureien, Bistümer und Archivdiakonate vor der Reformation. Er ist Verfasser der umfangreichen geschichtlich Einleitung und zahlreicher Ortsgeschichten der nach 20jähriger Unterbrechung 1961 erschienenen “Kunstdenkmale des Kreises Haldensleben”. Mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten blieb er der Geschichte Magdeburgs (Stadt, Erzbistum) bzw. Sachsen-Anhalt auch an seiner späteren Wirkungsstätte in Freiburg/Breisgau verbunden. Das Thema “Symbole und Herrschaftszeichen”, das ihn seit seiner Promotion wiederholt beschäftigte, schloß die Studien “Zur Deutung der Magdeburger Reitersäule” (1964) ein. In seiner für Sachsen-Anhalt wohl bekanntesten landesgeschichtlichen Publikation “Die Provinz Sachsen/Anhalt” ((2)1987) bearbeitete er über die Hälfte der Beiträge und stellte Sachsen-Anhalt nach seinen historischen Kerngebieten als Geschichtslandschaft vor. Die Wissenschaft verdankt S. die Ergänzung und Vollendung der von seinem Archivarskollegen Gottfried Wentz in Magdeburg für das Erzbistum Magdeburg begonnenen “Germania Sacra” (2 Teile, 1972). In Verbindung mit diesem fundamentalen Werk entstanden zahlreiche Beiträge zur Geschichte des Erzstifts Magdeburg und Biographien seiner Erzbischöfe. S. war ein bedeutender Landeshistoriker und ein in praktischen und wissenschaftlich-theoretischen Fragen herausragender Archivar.
Werke: s. o.; Bibliographie, in: Helmut Maurer/Hans Patze (Hg.), Fs. für B. S. Zu seinem 70. Geburtstag, 1982, 583–595.
Nachlaß: StadtA Freiburg/Breisgau: Sign. K 1 (Privatnachlässe) Nr. 29.
Literatur: KGL, 1987, Bd. S-Z, 4316f.; Ulrich P. Ecker/Hans Schadek, B. S. (1912–1993), in: Schau-ins-Land 112, 1993, 183–185; Helmut Maurer, B. S., in: Sachsen und Anhalt 18, 1994, 601–605.
Archivalien: LHASA: Rep. C 22 I Nr. 928 (PA).
Bildquelle: *LHASA.
Josef Hartmann
letzte Änderung: 01.03.2005