Focke, Carl Johann Friedrich
geb. 25.09.1785 Magdeburg,
gest. 13.12.1838 Magdeburg,
Kaufmann, Stadtrat.

Der aus einer Magdeburger Kaufmannsfamilie stammende F. – sein Vater Johann Friedrich F. und dessen Bruder Carl Friedrich F. waren Gesellschafter der Tuch- und Schnittwarenhandlung Focke & Companie in Magdeburg – besuchte bis 1800 das Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen und trat danach in die elterliche Firma ein. Bereits als junger Kaufmann unterhielt er seit den 1820er Jahren ein Leihhaus in der Altstadt, das sein Vater 1798 übernommen hatte. Sein modernes Demokratieverständnis äußerte sich in seiner Tätigkeit als Mitglied in der Korporation der Kaufmannschaft, in der Magdeburger Freimaurerloge “Ferdinand zur Glückseligkeit” und als Stadtrat unter Oberbürgermeister August Wilhelm Francke. F. wurde 1827 Mitglied der 1825 gegründeten Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft und war dort bis zu seinem Tod im Ältesten-Kollegium tätig, das die Korporation nach innen vertrat. 1814 trat er der Freimaurerloge “Ferdinand zur Glückseligkeit” bei und stand ihr 1825–29 und 1832–38 als Meister vom Stuhle vor. Er setzte die Trennung des Amtes des hammerführenden Meisters von weiteren Ämtern innerhalb der Loge durch und erreichte somit eine höhere Verantwortung und Beteiligung der Brüder am Logenleben. F. organisierte zudem innerhalb der Loge die Wohltätigkeit neu, z. B. mit der Initiierung der ersten privaten Stiftungen der Loge, die – zumeist als Familienstiftungen geführt – z. T. bis zur Schließung der Loge durch die Nationalsozialisten wirkten. 1837 rief F. einen Witwen- und Waisenfond und eine Armenkommission innerhalb der Loge ins Leben, die die Spenden gezielter in der Stadt einsetzten. Er verfolgte zudem die Bildung eines Kapitalfonds, dessen Mittel u. a. weitere soziale Aktivitäten und die Unterstützung von kulturellen Ereignissen in Magdeburg ermöglichten. Neben den öffentlichen Winterkonzerten der Loge und den musikalischen Aktivitäten im Garten des Logenhauses gehörte dazu auch der Ausbau des Logengebäudes im Neuen Weg 6–7, das auf diese Weise einer größeren öffentlichen Nutzung zugeführt werden konnte. Zudem gewann F. mit Stadtschulrat und Bibliothekar Georg Friedrich Gerloff und dem evangelischen Pfarrer Friedrich August Klusemann weitere namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens als Redner der Loge. Wie zuvor unter Christian Schewe gehörte das Logenhaus in den 1830er Jahren zu den attraktivsten kulturellen Adressen in Magdeburg. Auf Grund seines sozialen Engagements, das weit über das Logenleben hinausging, berief Francke den seit 1829 als Stadtrat in Sozialfragen tätigen F. 1831 als Beauftragten der Orts-Gesundheits- Kommission der Stadt. 1831/32 brach die asiatische Cholera in Magdeburg aus, von der vor allem die Armenviertel der Neustadt betroffen waren. Da die öffentlichen Mittel der städtischen Armenpflege nicht ausreichten, gründeten die Freimaurer, einer Initiative F.s folgend, einen Verein, der erkrankte oder verwaiste Kinder versorgte. Die Mitglieder suchten und unterstützten Pflegefamilien. Die Idee vereinigte über die Logenmitgliedschaft hinaus mehr als 100 Magdeburger Bürger. F. wurde später Mitglied und Teilgeschäftsführer im Kuratorium des 1831 gegründeten Frauen-Vereins, der sich der weiteren Versorgung und Betreuung der Waisenkinder in der Stadt Magdeburg annahm. Damit unterstützte er die Bemühungen Franckes zur Neuordnung des Armen- und Sozialwesens. F. starb erst 52jährig nach kurzer, schwerer Krankheit.

Literatur: Magdeburgische Zeitung vom 14., 15. und 16.12.1838; Aemil Funk, Geschichte der Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit” im Orient Magdeburg im ersten Jahrhundert ihres Bestehens, 1861, 110–138; Chronik der IHK Magdeburg, hg. von der IHK Magdeburg, 1995, 23f.; Eine Stadt wehrt sich. Der Beitrag der Stadtverwaltung zur Überwindung von Seuchen in Magdeburg, hg. von der Landeshauptstadt Magdeburg, 1998, 26–33.

Bildquellen: KHM Magdeburg; *LHASA; Erinnerungs-Blätter zum hundertfünfzigjährigen Stiftungsfeste der Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit” zu Magdeburg am 23. Februar 1911, o. J.

Heike Kriewald

letzte Änderung: 19.08.2004