Robolski, Heinrich
geb. 17.06.1796 Hadmersleben,
gest. 05.11.1849 Neuhaldensleben,
Lehrer.

Über Herkunft und persönliche Schicksale dieses vielseitigen Lehrers ist nur wenig bekannt. R., ein begeisterter Anhänger Pestalozzis, wurde 1823 an der 1817/18 neu begründeten öffentlichen Töchterschule zu Neuhaldensleben angestellt, wo er bis zu seinem Tode tätig war. Schon 1822 versuchte R., neben dem regulären Schuldienst, Privatunterricht für Knaben in seinem Hause zu ermöglichen und sein Vorhaben im Sinne einer modern anmutenden “Ganztagserziehung” zu gestalten. In Neuhaldensleben hat R. eine umfangreiche literarische Tätigkeit entfaltet und u. a. eine Reihe von Schulbüchern zur Theorie des Unterrichtes und Stoffsammlungen verfaßt, die in den Schulen der Stadt gebraucht, aber auch Volksbücher geworden sind (s.u.). Überdies war R. Begründer des Turnwesens in Neuhaldensleben, der unter Opfern, auch als das Turnen verboten war, diese Leibesübungen für Jungen wie für Mädchen seit den 1820er Jahren als Turnwart förderte. Bereits in den 1830er Jahren konnte R. die Anlage eines Turnplatzes erreichen. Durch seinen Einsatz nahm die Turnbewegung seit dem Besuch Friedrich Ludwig Jahns in Neuhaldensleben (1845) einen weiteren Aufschwung. 1843 zogen, nicht zuletzt seinetwegen, 250 Magdeburger Schüler zu einem Turnfest nach Neuhaldensleben. R. erfaßte die von ihm gelehrten Turnübungen in methodischen Zeichnungen, die 1845 in einem Werk von Ernst Wilhelm Bernhard Eiselen in Berlin erschienen. Dem Empfinden seiner Zeit entsprach R. in seinem Band “Der Pflanzenwelt Sinn und Sprache. Eine eigenthümliche Pflanzenkunde für Mütter, Jungfrauen, Jünglinge und Naturforscher” (1845). Schon 1843 hatte R., als “Ergebnis zwanzigjähriger Forschungen”, gestützt auf die Mitarbeit von ihm namentlich genannter, aber sonst unbekannt gebliebener Gewährsleute, seine “Flora der Umgegend von Neuhaldensleben” herausgebracht (21849). In seinem nachgelassenen Herbarium bemerkten Fachbotaniker kurz nach seinem Tode, daß R. Schwierigkeiten in der richtigen Bestimmung von Pflanzen gehabt hatte (Grisebach 1850; Paul Ascherson 1894 u. a.). Im Grunde aber war R. eine ernste, wissenschaftlich gerichtete Lehrerpersönlichkeit, ein Kind seiner Zeit, aber doch über sie und seine engere Umgebung hinausweisend (vgl. Held 1926, 40).

Werke: Methoden des Unterrichts im Deutschen, in: Allgemeine Schulzeitung, 1825; Lesebuch, 1827; Hdb. für Lehrer und Eltern, Sammlung von Liedern und Gedichten für Kirchenfeste, Erntefeiern u. a., 1829; Leitfaden zur Kunde der Heimat, des Vaterlandes und der Erde, für Lehrer an Volksschulen practisch bearbeitet, 1833; Das Turnen, in: Neuhaldensleber Wochenblatt 25, Nr. 13, 1844, 101; Das Turnen der Mädchen, in: ebd. 25, Nr. 18, 1844, 140f.

Literatur: Peter Wilhelm Behrends, Chronik von Neuhaldensleben, 1824, 305; N. N., Bericht über die Bürger-Versammlung vom 11. August 1845 in Neuhaldensleben, in: ebd. 26, Nr. 34, 1845; Heinrich August Rudolf Grisebach, Bericht über die Leistungen in der geographischen und systematischen Botanik während des Jahres 1849, in: Botanische Zeitung 1850; Paul Ascherson, Nachtrag zu Ludwig Schneiders “Flora von Magdeburg”, 1894, 52; Otto Held, H. R., ein Lehrer aus Neuhaldenslebens Biedermeierzeit, in: Heimatkalender für das Land um Aller und Ohre, 1926, 37–40Willi Koch, Friedrich Ludwig Jahn in Haldensleben, in: Roland. Kulturspiegel für den Kreis Haldensleben, H. 1, 1956, 180f.

Heinz Nowak

letzte Änderung: 03.03.2005