Behrends, Peter Wilhelm |
Der Sohn des Brauers Albert Peter B. besuchte in Neuhaldensleben die Schule mit Unterricht in Latein, Griechisch und Hebräisch. 1792–94 studierte er evangelische Theologie an der Universität Halle und legte 1795 die erste theologische Prüfung ab. Danach erteilte er in Neuhaldensleben Privatunterricht und wurde dort Adjunkt des Schulkollegiums, ehe er 1796 zum Rektor der Stadtschule in Oebisfelde gewählt wurde. 1800 übernahm er nach der zweiten theologischen Prüfung die Pfarrstellen in Volkmarsdorf und Nordsteimke, ab 1807 die Stiftspatronatsstelle in Nordgermersleben, in der ihm nach fast 40jähriger Amtstätigkeit ab 1846 sein Sohn Franz Eduard als Pfarradjunkt zur Seite gestellt wurde. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er bei seiner ältesten Tochter Theodore in Alvensleben. In seinem Amt als Pfarrer bemühte er sich sowohl um die Instandsetzung der Kirchen als auch um die Ordnung der Pfarr-Registraturen. Neben dieser praktisch-organisatorischen Arbeit wirkte B. vor allem für die Verbesserung des Schulwesens und die Wiedereinführung der altchristlichen Liturgie und Agende. Umfangreiche Forschungen galten dem Kloster Ludgeri in Helmstedt. Im von ihm gegründeten Ludgeri-Verein arbeiteten Protestanten und Katholiken zusammen. Über seine Amtstätigkeit für Schule und Kirche hinaus leistete B. umfangreiches regionalgeschichtliches Quellenstudium und chronistische Arbeit, die durch seine zahlreichen Publikationen belegt und bis in die heutige Zeit Grundlage für weitere Forschungen sind. Hierbei ist insbesondere seine “Neuhaldensleber Kreis-Chronik” (2 Bde, 1824–26) hervorzuheben, die mehrfach neu aufgelegt wurde (Theodor Sorgenfrey). Seine Verdienste auf kirchengeschichtlichem Gebiet und um die historische Erforschung seiner Heimat wurden durch ein Ehrengeschenk König Friedrich Wilhelm III., durch Verleihung des Königlich Preußischen Roten Adler-Ordens und durch seine Ernennung zum Ehrenbürger von Neuhaldensleben gewürdigt.
Werke: Beschreibung und Geschichte des Amtsbezirks von Oebisfelde mit Inbegriff mehrerer die umliegende Gegend betreffende Nachrichten, 1798; Geschichte der Stadt Neuhaldensleben, 1802; Beschreibung und Geschichte der Kirchenkantone Alvensleben, Eichenbarleben und Erxleben, Calvörde, Oebisfelde, Mieste und Walbeck, Neuhaldensleben und Groß Ammensleben, 1811–13; Ueber den Ursprung, den Inhalt und die allgemeine Einführung der neuen Kirchenagende für die Hof- und Domkirche in Berlin, 1823; Allgemeine altchristlich-evangelische Kirchen-Agende für Pfarrgeistliche, 1832; Leben des heiligen Ludgerus, 1843; Geschichte der aus Kalvörde stammenden Familie B., 1846; Kurze Lebensgeschichte des Jubilar-Pfarrers P. W. B. zu Nordgermersleben, von ihm selbst aufgesetzt zu seinem 76sten Lebensjahr, 1848(B); P. W. B. und Hermann Seeländer, Schulchronik von Nordgermersleben, 1586–1932, 1932.
Literatur: ADB 46, 338–340; Feier des fünfzigjährigen Amts-Jubiläums des evangelischen Pfarrers P. W. B. zu Nordgermersleben, Tundersleben und Klein Rottmersleben am 27. und 28. Juni 1846, mit den dabeigehaltenen Reden und anderen Auszeichnungen derselben, nebst Zugabe einer kleinen Kirchenchronik der Parochie Nordgermersleben und einem Verzeichnis der Schriften des Jubilars..., 1846 (W); Max Pahncke, Zur Erinnerung an P. W. B., den Chronisten der Stadt und des Kreis Neuhaldensleben, in: Heimatkalender für das Land um Aller und Ohre, 1925, 33–35.
Bildquelle: Museum Haldensleben.
Sieglinde Bandoly
letzte Änderung: 04.04.2005