Andreae, August
Wilhelm, Dr. med. |
Der Sohn des Arztes Johann Friedrich A. studierte nach dem Besuch der Bürgerschule in Neuhaldensleben und des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin dort ab 1810 Medizin. 1814 promovierte er über Kretinismus und nahm anschließend als Freiwilliger am Befreiungskrieg im Hauptfeldlazarett des 8. preußischen Gardegrenadierkorps teil. A. bildete sich in Paris und Wien in Augenheilkunde fort und ließ sich 1817 in Magdeburg als Augenarzt nieder. Er war mit Laura A., geb. Rhades verheiratet und hatte drei Töchter, die jüngste wurde die Ehefrau des Chirurgen Karl Fock. Gefördert von Friedrich Trüstedt erfolgte 1820 A.s Berufung in das Medizinalkollegium der Provinz Sachsen, zunächst als Assessor für Chirurgie, 1825 als Medizinalrat. Nach Eröffnung der Medizinisch-chirurgischen Lehranstalt in Magdeburg war A. dort 1828–49 Dozent der Augenheilkunde, 1831–49 dann auch Direktor der Anstalt, anfangs in einem Direktorium gemeinsam mit Carl Scheibler und August Fritze. Als Nachfolger von Trüstedt amtierte A. von 1831 bis 1867 als Regierungsmedizinalrat, 1844 erfolgte seine Ernennung zum Geheimrat. A. machte sich besonders um die Fortbildung der niedergelassenen Ärzte durch den Aufbau der Fachbibliothek des Medizinalkollegiums verdient, die bei seinem Tode auf ca. 6.000 Bände angewachsen war. Darüber hinaus tat er sich in der Augenheilkunde und der Biographik als Medizinhistoriker hervor. Er förderte auch den Ausbau des Solbades Salzelmen. A. war Mitglied der Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften, zahlreicher Ärztegesellschaften und Mitglied des Dom-Kirchenvorstandes in Magdeburg. A. soll die vornehme Würde und die feinen Manieren, aber auch das strenge Pflichtgefühl und die Arbeitslust besessen haben, die der älteren Schule hochstehender Preußischer Medizinalbeamter nachgerühmt wird.
Werke: Die Erkenntnis und Behandlung der asiatischen Cholera, 1831; Einleitung in die Augenheilkunde, 1833; Grundriß der gesamten Augenheilkunde (2 Bde), 1834–1837, 31846; Aus den Vorträgen für specielle Augenheilkunde, 1834; Ueber die Augenentzündung im Allgemeinen, 1835; Zwei Gutachten über zweifelhafte Seelenzustände, nebst Bemerkungen, 1836; Zur Geschichte der Augenheilkunde, 1843; Die Augenheilkunde des Hippocrates. Programm der Königlichen medicinal-chirurgischen Lehr-Anstalt zu Magdeburg, 1843; Chronik der Aerzte des Regierungsbezirkes Magdeburg mit Ausschluß der Halberstädter, Quedlinburger und Wernigeroder Landestheile, 1860; Zweiter Theil, die Halberstädter, Quedlinburger und Wernigeroder Landestheile enthaltend. Nebst Nachträgen zum ersten Theil, 1862.
Literatur: ADB 1, 436; NDB 1, 282; Amtlicher Anzeiger 1867, Nr. 57, 4; ebd. Nr. 60, 4; August Hirsch (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker (vor 1880), Bd. 1, 1884, 134f.; Hermann Rosenthal (Hg.), Fs. für die Teilnehmer der 57. Versammlung. Deutscher Naturforscher und Aerzte, 1884, 40; Walter Friedensburg, Die Medizinisch-chirurgische Lehranstalt in Magdeburg (1827 bis 1849), in: GeschBll. 53/54, 1918/1919, 8 u. ö.; Horst-Peter Wolff, Magdeburger Medizinalchronik. Quellen und Studien zur Geschichte des Gesundheits- und Sozialwesens von 1631–1848/49, Ms. 1977, 128–134 (StadtA Magdeburg); Biogrphische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner, Bd. 1, 2002, 15f.
Horst-Peter Wolff
letzte Änderung: 05.04.2006