Fritze, August
Friedrich Ferdinand, Dr. med. |
F., Sohn des Arztes Johann Gottlieb F. und Neffe des bekannten Charité-Arztes Johann Friedrich F., studierte nach Abschluß des Gymnasiums in Halberstadt sowie einer Apothekerlehre in Halberstadt und Gehilfentätigkeit in Stendal, Berlin und Danzig in Halle Medizin. 1806 promovierte er hier unter Johann Christian Reil und legte noch im gleichen Jahr in Berlin die Prüfung für das Physikat ab. F. ließ sich als praktischer Arzt in Magdeburg nieder und wurde 1814 zum Stadtphysikus gewählt. Mit der Umwandlung dieser Funktion in die eines Kreisarztes wurde F. im Dezember 1816 erster Kreisarzt der Stadt Magdeburg und übte dieses Amt bis 1824 aus. Mit Eröffnung der Medizinisch-chirurgischen Lehranstalt in Magdeburg 1827 unter Friedrich Trüstedt übernahm F. dort den Unterricht in Arznei- und Heilmittellehre. Besondere Verdienste erwarb sich F., als im Oktober 1831 die erste europäische Cholera-Epidemie auch Magdeburg erreichte und bis Januar 1832 unter den 39.412 Zivileinwohnern der Stadt 375 Todesopfer forderte. Unter direkter Anleitung durch F., der aufgrund seiner umfangreichen Kenntnisse und seines verbindlichen Umgangstones unter seinen Zöglingen größte Autorität genoß, wurden bei dieser Epidemie u. a. 22 Schüler der Lehranstalt als Krankenpfleger in zwei Quarantänestationen (Kontumaz-Anstalten) und zwei Cholera-Hospitälern eingesetzt. F. wurde für seinen umsichtigen Einsatz bei der Bekämpfung der Cholera von der Freimaurerloge “Ferdinand zur Glückseligkeit”, der er seit 1805 angehörte, zum Ehrenmitglied gewählt. Von 1833 bis 1844 wirkte F. als Direktoriumsmitglied der Medizinisch-chirurgischen Lehranstalt und wurde anschließend als Medizinalrat in das Provinzial-Medizinalkollegium berufen. Nebenbei betreute F. von 1814 bis zu seinem Tode die Pfründner und Armen im Hospital St. Augustini.
Werke: Über die Schwierigkeiten und Annehmlichkeiten des medizinisch chirurgischen Studiums, 1833.
Literatur: August Andreae, Chronik der Aerzte des Regierungsbezirkes Magdeburg mit Ausschluß der Halberstädter, Quedlinburger und Wernigeroder Landestheile, 1860, 66–68; August Hirsch (Hg.)., Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker (vor 1880), Bd. 2, 1885, 630; Walter Friedensburg, Die medizinisch-chirurgische Lehranstalt in Magdeburg (1827 bis 1849), in: GeschBll 53/54, 1918/1919, 16 u.ö.; Horst-Peter Wolff, Magdeburger Medizinalchronik. Quellen und Studien zur Geschichte des Gesundheits- und Sozialwesens von 1631–1848/49, Ms. 1977, 126f. (StadtA Magdeburg).
Horst-Peter Wolff
letzte Änderung: 19.08.2004