Ribbeck, Conrad Gottlieb, Dr. theol. h.c.
geb. 21.03.1759 Stolpe/Hinterpommern,
gest. 28.06.1826 Berlin,
evangelischer Theologe.

R., Sohn eines evangelischen Pastors, studierte nach seiner Vorbildung an der Stadtschule in Stolpe 1776–79 evangelische Theologie in Halle. Die Vorlesungen bei Johann Salomo Semler, Johann August Nösselt und Johann Georg Knapp standen ganz im Zeichen der Vermittlung eines der Aufklärung verpflichteten theologischen Rationalismus, der R.s weiteren Lebensweg entscheidend prägte. 1779 zunächst Lehrer am Kadettenkorps in Stolpe, wurde R. 1781 als Prediger nach Wilsleben und Winnigen bei Aschersleben berufen und übernahm 1786 als Nachfolger des emeritierten Pastors Johann Samuel Patzke die erste Predigerstelle an der Heilige-Geist-Kirche in Magdeburg, wo er zudem als Kurator für die Handlungsschule tätig war. Der geschätzte Kanzelredner gab in Magdeburg umfangreiche Predigtsammlungen und zahlreiche Einzelpredigten heraus, die weite Verbreitung fanden und wesentlichen Einfluß auf die Magdeburger Pfarrerschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts nahmen. Der 1800 zum Konsistorialrat ernannte R. war in Verbindung mit Christian Konrad Duhm, dem Rektor des Domgymnasiums Gottfried Benedict Funk und Franz Bogislaus Westermeier an der revidierten Neuausgabe des “Magdeburgischen Gesangbuches” beteiligt, das 1805 erschien. In Folge seiner Verdienste um die preußische Landeskirche wurde R. 1805 als Probst und Prediger an die Nicolai- und Marienkirche in Berlin berufen und amtierte hier bis zu seinem Tode. Dem Oberkonsistorialrat oblag dort neben seiner seelsorgerlichen Tätigkeit auch die Aufsicht über verschiedene Stiftungen, die Erteilung von Religionsunterricht an Berliner Gymnasien sowie die Mitarbeit in Gremien wie der 1814 von Friedrich Wilhelm III. ernannten liturgischen Kommission. R. stand der Regierung nahe und war zeitweise Beichtvater der preußischen Königin Luise sowie anderer Mitglieder der königlichen Familie. Durch seine populär gehaltenen Predigten fand er breite Anerkennung in der Berliner Bevölkerung. Wie der eng mit ihm befreundete August Hanstein war R. ein Vertreter des gemäßigten theologischen Rationalismus, dessen homiletische Tätigkeit stets auf die Vermittlung der Ideale einer sittlichen Vernunftreligion bezogen blieb.

Werke: Predigten (5 Bde), 1789–1795; Predigten bey allgemeinen Landesfesten und Casualfällen, 1796; Predigten, mit Hinsicht auf den Geist und die Bedürfnisse der Zeit und des Orts (6 Bde), 1796, 21801–1804; Beyträge zur moralisch- religiösen Belehrung und Erbauung, 1799; Magazin neuer Fest- und Casualpredigten, Tauf- und Traureden, Beichtermahnungen und anderer kleiner Amtsvorträge (10 Bde), 1799–1808; Neues Magazin von Fest-, Gelegenheits- und anderen Predigten und kleineren Amtsreden (5 Bde), 1809–1814 (mit G. A. L. Hanstein).

Literatur: ADB 28, 802–804; Neuer Nekr 4, 1828, 382ff.; Hamberger/Meusel, Bde 6, 10, 11, 15; BBKL 8, Sp. 173–176; Heinrich Döring, Die deutschen Kanzelredner des 18. und 19. Jahrhunderts, 1830, 336–340; Carl Gottlieb Ferdinand Schenk, Geschichte der deutsch-protestantischen Kanzelberedsamkeit von Luther bis auf die neuesten Zeiten, 1841, 241–244; Erich Foerster, Die Entstehung der Preußischen Landeskirche unter der Regierung Friedrich Wilhelm III., nach den Quellen erzählt (2 Bde), 1905–1907.

Guido Heinrich