Glowalla, Klaus
geb. 15.11.1924 Neidenburg/Ostpreußen,
gest. 16.04.1995 Magdeburg,
Schauspieler, Regisseur, Autor.

Der Sohn eines Kaufmanns verbrachte seine Kindheit in Neidenburg und ging auch dort zur Schule. Nach dem Abitur wurde er 1944 zum Kriegsdienst einberufen, so daß er seinen Wunsch, eine Theaterlaufbahn einzuschlagen, zunächst nicht verwirklichen konnte. 1945 kam G. an das Studio für Schauspiel in Berlin und erhielt 1946 sein erstes Engagement am Theater Quedlinburg. Intendant Ulrich Velten erkannte seine vielfältige Begabung und wurde zu einem strengen Lehrmeister und wohlwollenden Förderer. So wurde G. schon bald erster Charakterdarsteller und Spielleiter des Schauspiels. Während seiner achtjährigen Tätigkeit in Quedlinburg war er an allen Aufführungen im Harzer Bergtheater beteiligt. Nach kurzen Gastaufenthalten an den Landesbühnen Sachsen in Dresden und am Theater Hildesheim kam G. mit Beginn der Spielzeit 1955/56 an die Städtischen Bühnen Magdeburg. Keiner, der ihn damals in seiner ersten Rolle als Selicour in Schillers “Parasiten” in der Regie von Hasso von Steuben sah, ahnte, daß G. mehr als vier Jahrzehnte das Magdeburger Theaterleben beispielgebend mit prägen sollte. G. erarbeitete als Schauspieler mit Ehrgeiz und Fleiß fast 150 Rollen, die er mit Überzeugungskraft und Charme dem faszinierten und begeisterten Publikum darbot und mit denen er es in atemloser Spannung halten konnte – ob als Macbeth, Professor Higgins oder Macky Messer. Er lieferte gemeinsam mit seinem langjährigen Freund und Weggefährten Hasso von Steuben brillante Kabinettstückchen ab, u. a. als Willi Clark in “Sonny Boys” und als Diener Leopold im “Weißen Rößl”. Unvergessen bleiben seine Darstellung und Interpretation der Figur des kauzigen “Alten Fritz” in Adolf Nowaczynskis “Der große Friedrich” (1981, Kammerspiele) in der Regie von Karl Schneider und des SS-Generals Stroop in Kazimierz Moczarskis “Gespräche mit dem Henker” (1979, Podiumbühne) in der Regie von Gert Jurgons. Als Regisseur brachte G. rund 40 Arbeiten auf die Bühne, vom Weihnachtsmärchen bis zur Operette, von den Klassikern bis zu Ur- und Erstaufführungen zeitgenössischer Autoren. Immer wieder inszenierte er Komödien und Lustspiele. Seine Stücke erreichten hohe Vorstellungszahlen und beispielhafte Auslastungen. Kinder und Jugendliche an das Theater heranzuführen, war G. zeitlebens ein besonderes Anliegen. So verwundert es nicht, daß er nicht nur besonders ideenreich immer wieder für diese Publikumsschichten inszenierte, sondern mit “Sandmännchen und Pinguin” (Uraufführung 1965, Großes Haus) für sie ein eigenes Stück schrieb. Zudem war G. Autor des Kriminalstückes “Mordprozeß Consolini”, das 1961 in der Regie von Herbert Körbs seine Uraufführung erlebte. Im eiskalten Winter 1963, als das Große Haus in Magdeburg nicht mehr beheizt werden konnte, ließ G. eine lang gehegte Idee Realität werden und schuf die Podiumbühne. Mit Figueiredos “Der Fuchs und die Trauben” zunächst im Casino des Theaters eröffnet, fand sie schon bald ihren Platz in der fünften Etage des Hauses. Der fast intime Charakter des Raumes und die unmittelbare Nähe zu den Darstellern ließen diese Bühne schon bald zu einem Publikumsmagneten des Theaters werden, der sie auch bis zum Theaterbrand 1990 blieb. G. war Mitbegründer und Leiter eines der erfolgreichsten Arbeitertheater der Stadt und leitete Literaturzirkel. In über 100 Spielfilmen war die einmalige, unverwechselbare Stimme des G. als Synchronsprecher zu hören, die er u. a. dem französischen Komiker Louis de Funes “lieh”. In der Figur des Gelehrten und Bürgermeisters Otto von Guericke und mit der Vorführung der Halbkugelversuche wurde G. zu einem Repräsentanten der Stadt Magdeburg im In- und Ausland.

Literatur: Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 2, 1995 (B). 

Archivalien: Unterlagen Archiv Theater der Landeshauptstadt Magdeburg.

Bildquelle: *ebd.

Manfred Michael

letzte Änderung: 28.09.2004