Beck, Peter Walther (Walter) August, Dr.
geb. 10.06.1890 Magdeburg,
gest. 29.06.1966 Kassel,
Generalmusikdirektor, Dirigent.

B. erhielt zunächst von 1900 bis 1909 eine Ausbildung in der Hauptschule Franckesche Stiftungen in Halle. Parallel dazu besuchte er dort von 1906 bis 1909 das Compes de la Porte-Konservatorium in Halle, wo er Germanistik, Kunstwissenschaften, Musikwissenschaften und Philosophie studierte. Von 1910 bis 1914 arbeitete B. als Repetitor am Nationaltheater in München. Während des I. Weltkrieges als Soldat eingezogen, bekleidete er nach dem Krieg Anstellungen als Kapellmeister am Stadttheater Regensburg (1918–20), Würzburg (1920/21) und am Landestheater in Darmstadt (1920–23). 1924 übernahm er als Nachfolger von Walter Rabl das erstmals von der Stadt Magdeburg ausgeschriebene Amt des Generalmusikdirektors der Städtischen Bühnen in Magdeburg, welches er bis zu seiner Beurlaubung durch die Nationalsozialisten 1933 bekleidete. Es folgten Engagements als Generalmusikdirektor in Bremen (1934–41), Kaiserslautern (1943/44) und Hannover, die durch ein interessenbedingtes Studium der Philosophie bei Eduard Spranger und Nicolai Hartmann an der Universität Berlin (1941–43) unterbrochen wurden. Er unternahm zahlreiche Studienreisen in die Türkei, nach Griechenland, Italien und später in nordische Länder. B. profilierte mit seinem Programm, das konsequent der deutschen und europäischen zeitgenössischen Musik verpflichtet war, das Magdeburger Theater zu einer modernen deutschen Bühne. Mit weitreichenden Vollmachten bei der Gestaltung der Sinfoniekonzerte, des Opernspielplanes und der Besetzung ausgestattet, brachte er bei zahlreichen Erstaufführungen (allein bis 1929 88 Konzerte und 43 Opern) u. a. Werke von Strawinsky, Hindemith, Pfitzner, Tschaikowsky, Prokofjew, Mussorgski und Kurt Weill sowie die Spätwerke von Richard Strauss und Verdi zu Gehör. Mit dem von Fachkritikern als ausgezeichnet bewerteten Magdeburger Orchester arbeiteten und konzertierten in den 1920er Jahren zahlreiche namhafte Gastdirigenten und Solisten (u. a. Richard Strauss, Otto Klemperer und Felix Weingartner sowie die Pianisten Paul Wittgenstein, Franz Dorfmüller und Edwin Fischer). B. versuchte auch, das Magdeburger Publikum immer wieder durch Experimente, wie z. B. mehrmaliges Vorspielen eines Stückes, an die “Neue Musik” heranzuführen, und schuf dadurch einen Weg, diese Musik im Kulturleben Magdeburgs zu etablieren. 1933 wurde B. von den Nationalsozialisten beurlaubt und später Erich Böhlke als Nachfolger eingesetzt.

Literatur: Reichshdb 1, 83 (B); Kürschners Biographisches Theater-Hdb., 1956; Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 2, 1995, 28 u. ö.; Dagmar Bremer, “Weit über Provinzniveau”, in: 100 Jahre Städtisches Orchester Magdeburg, hg. von der Magdeburgischen Philharmonie, 1998, 24f. (B).

Bildquelle: *Jörg-Heiko Bruns, Erfurt-Molsdorf (privat): Zeichnung von Bruno Beye; Telemann-Zentrum Magdeburg.

Sabine Gatz