Rabl, Walther (Walter),
Dr. phil. |
Seine musikalische Ausbildung erhielt R. zunächst in Salzburg bei J. Ferdinand Hummel, später bei Karel Navratil in Wien. Danach studierte er Musikwissenschaften bei Guido Adler an der Deutschen Universität in Prag, wo R. 1897 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1898 arbeitete er als Korrepetitor an der Hofoper in Dresden. Nach Engagements in Düsseldorf (1903–06), Essen/Dortmund (1906/07), Breslau (1907/08) sowie einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt in Spanien (mit Unterbrechungen Leiter des deutschen Repertoires am Teatro Real in Madrid) war R. von 1915 bis 1924 als Nachfolger von Josef Göllrich Musikdirektor am Städtischen Theater in Magdeburg. Mit R. engagierte die Stadt einen im Musikleben sehr erfahrenen und als Komponist von Brahms geschätzten und geförderten Mann. Zu den Höhepunkten seines Magdeburger Schaffens zählt sicher das Brahms-Fest 1922, auf dem zahlreiche, bis dahin in Magdeburg noch nicht gehörte Werke von Brahms zur Aufführung gebracht wurden. R.s Interesse galt im Allgemeinen der zeitgenössischen Musik, insbesondere aber dem Werk Richard Strauss’, wobei vor allem dessen Orchesterwerke immer wieder unter R.s Leitung zu hören waren. Da seine Tätigkeit in Magdeburg trotz allem nicht unumstritten war, beendete ein Beschluß der Stadtverordnetenversammlung sein Engagement. Sein Nachfolger auf dem erstmals ausgeschriebenen Posten eines Generalmusikdirektors wurde Walther Beck. In der Folgezeit unternahm er Tourneen in die USA und nach Kanada, wo R. besonders als Dirigent von Opern Richard Wagners und R. Strauss’ bekannt wurde. Außerdem trat er als Pianist und Chorleiter weiterhin in Magdeburg auf, bevor er 1933 kurzzeitig von der nationalsozialistischen Stadtverwaltung wieder als stellvertretender musikalischer Oberleiter für den beurlaubten Beck eingesetzt wurde. Seine Oeuvre umfaßt hauptsächlich Kammermusik, Lieder, eine Sinfonie in D-Moll sowie die 1903 in Straßburg mit Erfolg uraufgeführte Oper “Liane”.
Werke: Klavierquartett (mit Klarinette) op. 1 Es-Dur; Fantasiestücke für Klaviertrio op. 2; Sonate für Violine und Klavier D-Dur op. 6; u. a.
Literatur: DBE 8, 111; Erich H. Müller (Hg.), Deutsches Musiker-Lexikon, 1929; Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 8, 1983; Dagmar Bremer, Das Brahms-Fest 1922, in: 100 Jahre Städtisches Orchester Magdeburg, hg. von der Magdeburgischen Philharmonie, 1998, 16f. (B).
Claudia Behn