Erler, Johann Karl, Dr. theol.
geb. 25.01.1802 Baruth,
gest. 09.04.1875 Magdeburg,
evangelischer Theologe.

E. wurde als Sohn des gleichnamigen Superintendenten von Baruth geboren und besuchte das traditionsreiche Internat in Pforta. Sein evangelisches Theologiestudium absolvierte er an den Universitäten Halle und Bonn. 1827 übernahm er eine Lehrerstelle am Gymnasium Sorau, bis er dort 1828 zum Diakon berufen wurde. Seit 1833 hatte er die Oberpfarre und das Superintendentenamt in Treuenbrietzen inne. 1836 wurde er zum Oberpfarrer an der Magdeburger Johanniskirche gewählt. Im März 1845 bestimmte ihn der Magdeburger Magistrat zum Nachfolger des verstorbenen Superintendenten Johann Christian Ferdinand Aßmann. Die Wahlbestätigung erfolgte aufgrund kirchenpolitischer Auseinandersetzungen jedoch erst im Mai 1848. Danach verlief sein Werdegang bis zu seinem Tode unauffällig. E. hatte am 29.06.1841 an der ersten von Pastor Leberecht Uhlich nach Pömmelte einberufenen Pastorenkonferenz zusammen mit 14 anderen Theologen der Provinz Sachsen teilgenommen und damit demonstriert, daß er einem aufgeklärten, rationalistischen Protestantismus nahestand. Aus diesem Zusammentreffen ging die Gruppe der “Protestantischen Freunde”, im Volksmund die “Lichtfreunde” genannt, hervor. Obwohl offensichtlich ein Teilnehmer der ersten Stunde, gehörte E. keinesfalls zu den Protagonisten der Bewegung. Im Zuge der schnellen Radikalisierung der “Lichtfreunde” distanzierte er sich von der Gruppierung. Den Gegnern der “Lichtfreunde” genügten schon Sympathien für diese Richtung, um E. scharf abzulehnen. Sein am 31.10.1845 in Vertretung des erkrankten Uhlich auf einer Versammlung der “Lichtfreunde” gehaltener Vortrag “Der christliche Rationalismus” führte zu jahrelangen Streitigkeiten mit den staatlichen und kirchlichen Stellen um seine Bestätigung zum Magdeburger Superintendenten. Das Konsistorium verweigerte 1845 entgegen der Empfehlung der königlichen Regierung die Wahlbestätigung. Der Ausbruch der Märzrevolution 1848 veränderte die Lage grundlegend: Eine königliche Kabinettsordre vom 20.05.1848 verfügte seine Bestätigung zum Superintendenten, als der er 27 Jahre lang ausgleichend zwischen den kirchenpolitischen Gruppierungen wirkte. Mehrere theologische Abhandlungen sowie zahlreiche Predigten aus seiner Feder wurden veröffentlicht.

Werke: Comment. exegetica de libertatis christianae notione in N. T. libris obvia. 4 maj., 1830; Iustitiae divinae defensio, Diss. theol. 1835; De iustitia divina dissertatio apologetica, 1838; Der christliche Rationalist. Ein Wort zur Verständigung an gebildete Christen, 1844; Sammlung geistlicher Fest- und Gelegenheitsreden (2 Bde), 1842–1845.

Literatur: Wilhelm Franz Sintenis, Dr. J. F. Möller’s Wirken im Consistorium und in der General-Superintendentur der Provinz Sachsen. Eine Denkschrift an das Cultus-Ministerium, 1849, 27–29; Friedrich Wilhelm Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg, neu bearb. von Gustav Hertel, Bd. 2, 1885, 491–493; Alfred Frantz, St. Johannis – Die Hauptpfarr- und Ratskirche der Stadt Magdeburg. Ein kirchliches Heimatbuch, 1931, 113–118 (*B); Martin Friedrich, Die preußische Landeskirche im Vormärz. Evangelische Kirchenpolitik unter dem Ministerium Eichhorn (1840–1848), 1994, 113, 221f

Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. G, Nr. A 733; Rep. A, Spec. K, Nr. 2347.

Margit Müller