Appuhn, August Wilhelm
geb. 04.10.1804 Gröningen,
gest. 06.06.1882 Wernigerode,
evangelischer Theologe.

A., Sohn des Organisten und Lehrers Johann David Christoph A., wuchs in Gröningen und Magdeburg auf und besuchte 1819–24 das Domgymnasium Halberstadt. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Halle evangelische Theologie, u. a. bei August Tholuck. 1827–30 fand er Anstellung in Altenhausen als Privatlehrer beim Grafen Karl von der Schulenburg. In dieser Zeit verfestigte sich im Kontakt mit adeligen Kreisen seine politisch-konservative Haltung. Seit 1830 stand A. zuerst als Adjunkt, ab 1834 als Pfarrer in Altenhausen und Ivenrode im Pfarrdienst. 1848 strebte das Konsistorium erstmals seine Berufung als Konsistorialrat an, die aber nach dem Sturz von Minister Eichhorn und Konsistorialpräsident Karl Friedrich Göschel nicht durchsetzbar war. Erst nach der politischen Niederlage der Liberalen wurde er durch die Fürsprache Göschels beim König gegen den Widerstand des Oberpräsidenten Hartmann Erasmus von Witzleben 1852 zum Konsistorialrat und zum Domprediger am Magdeburger Dom ernannt. Im Konsistorium war er zuständig für Personalangelegenheiten, Kirchenvisitationen und das Konfirmationswesen. 1871 wurde A. emeritiert. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er überwiegend in Naumburg. A. galt als bedeutender Prediger und veröffentlichte zahlreiche Predigten und theologische Abhandlungen. Er war ein überzeugter Anhänger der Union der lutherischen und reformierten Kirchen in Preußen. Schon als junger Pfarrer nahm er aktiv am öffentlichen Leben teil und wirkte in zahlreichen Vereinen (Mäßigkeits- bzw. Enthaltsamkeitsverein, Verein zum Gedenken an den Missionar Ludgerus, Missionsverein, Lutherischer Verein usw.). Vor allem trat er frühzeitig in den Gnadauer Konferenzen auf, in denen sich die konservativ ausgerichtete Pfarrerschaft der Provinz Sachsen versammelte. Seinem Ruf als überzeugter Konservativer ist er als Konsistorialrat nur bedingt gerecht geworden. Vielmehr hat er in der Magdeburger Pfarrerschaft ausgleichend gewirkt und das kirchliche Leben in der Domgemeinde zu neuer Blüte geführt.

Werke: Gedichte von Heinrich Möwes, nebst einem Abrisse seines Lebens, 1836, 51849; Die heilige Passion, gefeiert in Liedern, Betrachtungen und Gebeten, 1841, 141883; Mose, der Knecht, 1845; Festpredigten, 1857; Casual-Reden (2 Bde), 1872; Das heilige Vater Unser, 1873, 21880; Entwürfe zu Predigten an den Festen und in den Festzeiten, 1876; Das Lebensbild des Grafen Karl Ludwig von der Schulenburg-Altenhausen, 1882.

Literatur: Lina Walther, Erinnerungen aus W. A.s Leben. Aus seinen Aufzeichnungen zusammengestellt, 1885 (*B).

Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. P, A 40 (PA); Rep. A, Spec. G, Nr. A 688.

Margit Müller

letzte Änderung: 02.09.04