Wahlmann, Otto Paul
geb. 02.10.1887 Magdeburg,
gest. nach 1956 n. e.,
Architekt, Bauingenieur.

Nach Besuch der Bürger- und Realschule in Magdeburg 1903–06 absolvierte W. eine Ausbildung zum Zimmermann und studierte 1904–06 in den Wintermonaten an der städtischen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule. 1906–08 besuchte er die Staatliche Baugewerkschule in Magdeburg, an der er 1908 sein Examen als Bauingenieur ablegte. Er war danach in verschiedenen Baufirmen beschäftigt, leistete 1909–10 seinen Militärdienst und war danach wieder in der Baubranche tätig. Nach seinem Kriegseinsatz 1914–18 (u. a. an der Westfront), nahm er 1918 eine Tätigkeit im Baugeschäft Dumeland in Magdeburg auf und trat 1921 als Prokurist und technischer Geschäftsführer in den Verein für Kleinwohnungswesen ein. 1928 wurde er Mitglied der SPD. 1933 aus dem Amt entlassen, war W. zunächst arbeitslos und 1934–45 als Selbständiger im Baustoffhandel tätig. 1945–53 fungierte er wiederum als technischer Direktor beim Verein für Kleinwohnungswesen und arbeitete 1953 bis zu seiner Pensionierung 1956 bei der Wohnungs- und Grundstücksverwaltung der Stadt Magdeburg. Im Verein für Kleinwohnungswesen, der 1921 als GmbH aus den sechs in Magdeburg existierenden Wohnungsbaugenossenschaften gebildet wurde und der gemeinnützigen Bautätigkeit in Magdeburg zur Blüte verhalf (im Jahr 1930 stammten 90 Prozent aller erstellten Wohnungen aus genossenschaftlicher Hand), leitete W. als technischer Geschäftsführer unter Willy Plumbohm das vereinseigene Baubüro, erstellte Zeichnungen für Bauprojekte des Vereins und erbrachte Beratungsleistungen für zahlreiche Magdeburger Baugenossenschaften (Siedlung Brückfeld, Banck’sche Siedlung, die Siedlung Cracau usw.). Dabei bearbeitete er nach den Ideen des Städtischen Hochbauamtes sämtliche Entwürfe und Baupläne und übte bis zum Bezug der Wohnungen die Bauleitung aus. Der Verein diente einerseits der Umsetzung wohnungspolitischer Ziele der sozialdemokratisch regierten Stadt unter Hermann Beims und unterstützte andererseits Bauvorhaben der Genossenschaften durch Finanzierung von Zwischenkrediten und günstige Materialbeschaffung bei Magdeburger Betrieben. Zu diesem Zweck unterhielt der Verein bis 1930 eine eigene Ziegelei in der Neuen Neustadt, ab 1928 Beziehungen zu einer Ziegelei in Heyrothsberge bei Magdeburg und erwarb 1929 das dortige Hartsteinwerk, an dessen grundlegender Modernisierung W. wesentlich beteiligt war.

Literatur: Willy Plumbohm, Wohnungsbau in Magdeburg, in: Die Wohnungswirtschaft 6, H. 10, 1929; ders., Der Verein für Kleinwohnungswesen, in: ebd. 7, H. 22, 1930; Marta Doehler/Iris Reuther, Magdeburg – Die Stadt des Neuen Bauwillens. Zur Siedlungsentwicklung in der Weimarer Republik, 1995; Renate Amann/Barbara von Neumann-Cosel, Soziale Bauherren und architektonische Vielfalt: Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaften im Wandel, 1996; Olaf Gisbertz, Bruno Taut und Johannes Göderitz in Magdeburg. Architektur und Städtebau in der Weimarer Republik, 2000.

Archivalien:  StadtA Magdeburg: Rep. 28 PA 9059.

Bildquelle: *StadtA Magdeburg.

Hans Gottschalk

letzte Änderung: 01.03.2005