Beims, Hermann |
Der Sohn eines Webers erlernte nach dem Abschluß der Volksschule 1878– 81 in Goslar das Tischlerhandwerk, durchwanderte anschließend Deutschland und ließ sich nach der Meisterprüfung 1892 in Goslar nieder. B. gab 1896 die Tischlerei auf, arbeitete als Rendant und Hilfskraft, ehe er 1899–1902 in Osterode ein Gartenrestaurant betrieb. B. fühlte sich als Mitglied des Holzarbeiterverbandes und der SPD (seit 1887) den sozialen Belangen der Arbeiter verpflichtet. Er wurde 1902 Arbeitersekretär in Magdeburg und seit 1906 Sekretär des Bezirksverbandes der SPD. B. gehörte von 1905 bis 1917 der Stadtverordnetenversammlung an, war von 1917 bis 1919 der erste sozialdemokratische Stadtrat (unbesoldet) des Magistrats. Er hatte als anerkannter Führer der Magdeburger SPD entscheidenden Anteil daran, daß Magdeburg Ende 1918 aus den revolutionären Erschütterungen herausgehalten wurde. Am 24.04.1919 erfolgte ohne Gegenstimme seine Wahl zum Oberbürgermeister. B. war in der Amtsführung stets um Konsens und Kompromiß bemüht. Er verstand es, zu den bürgerlichen Stadträten kompetente und kreative Fachleute in den Magistrat zu holen, die Magdeburgs Ruf als ein Zentrum des “Neuen Bauwillens”, “Neuen Gestaltens”, “Neuen Lernens” geprägt haben. Er konnte, anknüpfend an Pläne und Vorarbeiten aus der Kaiserzeit, beachtliche kommunalpolitische Leistungen erreichen. Herausragend waren die modernen Wohnviertel in den Vorstädten, das Ausstellungszentrum im Rotehornpark und Kommunalbauten (Halle “Land und Stadt”, Stadthalle, Fernmeldeamt). Als Abgeordneter des Provinzialsächsischen Landtags machte B. 1926 in einer Rede die sogenannte “Mitteldeutschlandfrage” zu einem öffentlichen Thema. Ihm ging es dabei auch um eine bessere Stellung Magdeburgs in der Region. Er verfolgte dabei die Vision, Magdeburg zur Hauptstadt Mitteldeutschlands auszubauen. Am Ende seiner Amtszeit 1931 mußte er nicht nur auf diesem Gebiet herbe Rückschläge hinnehmen. Besorgt machten ihn die ausufernden sozialen Probleme. B. hat in schwerer Zeit mit Umsicht die Stadtgeschäfte geführt, Beachtliches erreicht und sich um Magdeburg verdient gemacht.
Archivalien: Stadtarchiv Magdeburg: Archivalien und Dokumente.
Bildquellen: *Franz Osterroth, Biographisches Lexikon des Sozialismus, 1960 (Skizze von Bruno Beye); Stadtarchiv Magdeburg.
Manfred Wille