Osterroth, Franz |
Der Sohn des Bergarbeiters, Partei- und Gewerkschaftsfunktionärs Nikolaus O. (siehe dessen Lebensbericht “Vom Beter zum Kämpfer”, 1920) trat 1914 der Sozialistischen Arbeiterjugend sowie dem Deutschen Metallarbeiterverband und 1917 der SPD bei. 1918 wurde er noch Soldat. 1919–24 arbeitete O. als Jugendsekretär und Redakteur der Jugendzeitung des Bergarbeiterverbandes in Bochum. Als Vertreter des nichtmarxistischen Jungsozialistenflügels gehörte er zu den Gründern des Hofgeismarer Kreises, deren Politische Rundbriefe er bis 1926 redigierte. Nach dem Besuch der Akademie der Arbeit in Frankfurt/Main war er als Berufsberater beim Arbeitsamt in Hamburg tätig. Von hier aus berief ihn Karl Höltermann 1928 in die Redaktion der Zeitung Das Reichsbanner in Magdeburg. Die nächsten fünf Jahre war er rastlos in der Magdeburger Jugendarbeit und in der SPD tätig. Er leitete das Kabarett “Rote Spielschar”, für das er zahlreiche Szenen schrieb, schuf die Techniktruppe “Rote Pioniere” für die Wahlkampfagitation, initiierte einen Jugendwerbeausschuß in der SPD, fungierte 1931/32 auch als Bundesjugendleiter des Reichsbanners. Als Mitglied des SPD-Vorstandes Magdeburg leitete er eine Generationenverjüngung im Bezirksvorstand ein und prägte das kulturelle Leben der Partei im Bezirk mit. 1933 versammelte er eine illegale Jungsozialistengruppe um sich, verfaßte und verbreitete die illegale Zeitschrift Junger Sozialismus. 1934 flüchtete er vor drohender Verhaftung mit der Familie in die Tschechoslowakei. Zunächst im Grenzort Röhrsdorf, dann in Prag war er für den Exil-Vorstand der SPD tätig, hielt Verbindung zu illegalen Gruppen in Deutschland, die er auf drei gefahrvollen Reisen kontaktierte. Auch in Prag war er wieder an vielfältigen kulturellen Initiativen beteiligt. Im August 1938 floh er mit der Familie nach Schweden. Nach einem Sprach- und Facharbeiterkurs arbeitete er als Zahnradfräser in Stockholm, wirkte in politischen und kulturellen Gruppierungen mit, hielt Vorträge in der Arbeiter- und Erwachsenenbildung und schrieb für schwedische Zeitungen. Ab 1943 war er mit Arbeiten für ein “Weißbuch der deutschen Opposition gegen die Hitlerdiktatur” befaßt. Es wurde 1946 vom Londoner Exil-Vorstand der SPD veröffentlicht. Im Sommer 1948 zurückgekehrt, war er bis 1963 als SPD-Parteisekretär in Kiel tätig und wirkte bis zu seinem Tode in zahlreichen kulturellen Ämtern.
Der deutsche Arbeiter und der Ruhreinfall/L’ ouvrier allemand et l'invasion de la Ruhr, [1923]; Frühling im Waldreich. Ein Märchenspiel, 1924, 21928; Am Marterpfahl der Sioux oder ein Mädchenraub im Wilden Westen. Schmökerspiel, 1927, 21951; (Bearb.): Wenn wir marschieren ... Ein republikanisches Liederbuch, 1930; Deutsche Flüsterwitze. Das Dritte Reich unterm Brennglas, 1935; Das Erbe der Arbeiterdichtung, 1952; Mit Gesang wird gekämpft. Leitfaden durch die Geschichte des sozialistischen Liedes, 1953; Chronik der Sozialistischen Bewegung Deutschlands. Eine Zusammenstellung, 1956; Biographisches Lexikon des Sozialismus, 1960 (Vorwort: Erich Ollenhauer); 100 Jahre Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein. Ein geschichtlicher Überblick, [1963]; Chronik der deutschen Sozialdemokratie, 1963 (mit Dieter Schuster); Der Hofgeismarkreis der Jungsozialisten, in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd. 4, 1964, 525-569; Chronik der Lübecker Sozialdemokratie. 1866-1972. Eine Zusammenstellung, 1973; Chronik der deutschen Sozialdemokratie (3 Bde), 21975-1978, 31980 (mit Dieter Schuster).
Nachlaß: AdsD, Bonn; Fritz-Hüser-Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur, Dortmund.
Literatur: Bio Hdb Emigr 1, 545.
Bildquelle: Sammlung Beatrix Herlemann, Hannover (privat).
Beatrix Herlemann
letzte Änderung: 26.09.2005