Placke, Johann Christoph (Wilhelm)
geb. 30.05.1765 Körbelitz,
gest. 04.05.1833 Neustadt bei Magdeburg,
Unternehmer.

Der Sohn des Johann Gottlob P. trat 1786 als Handlungsdiener (kaufmännischer Angestellter) in die angesehene Magdeburger Großhandlung von Johann Wilhelm Richter und Johann Gottlob Nathusius ein. Nach dreijähriger Tätigkeit gründete er eine eigene Firma in Neustadt bei Magdeburg, die sich vorrangig mit dem Handel sowie mit dem Anbau und der Verarbeitung von Zichorien befaßte. Darüber hinaus verfolgte P. aufmerksam die Entwicklung des Rübenanbaus und die Herstellung von Rübenzucker. Nach den Rübenbauvorschriften und Anweisungen von François Charles Achard baute P. Rüben an und führte eigene Versuche durch. Im Mai 1799 beantragte er beim preußischen König Friedrich Wilhelm III. eine Konzession für die Gewinnung von Zucker und Sirup aus Runkelrüben. Nach Anlaufschwierigkeiten und dem Wiederaufbau der Fabrik (diese wurde im Rahmen der von Franz Kasimir von Kleist angeordneten Verteidigungsvorbereitungen Magdeburgs 1806 abgerissen) setzte P. seine Arbeiten fort. Er fand politisches Interesse und staatliche Förderung, nachdem 1811 Napoleon mit der Kontinentalsperre jeglichen Handel mit England untersagt hatte. P. sandte über die westfälische Regierung Proben seines aus Rüben gewonnenen Zuckers und Sirups nach Paris, wo sie am 17.05.1811 Kaiser Napoleon vorgelegt wurden. In der Folgezeit erweiterte P. seine Unternehmungen und richtete 1812 eine Unterrichtsanstalt ein, in der er Interessenten die Herstellung von Zucker aus Runkelrüben lehrte. Dabei demonstrierte er eine von ihm entwickelte Methode, auch Magdeburger Methode genannt, mit der bereits in 24 Stunden Zucker hergestellt werden konnte. In dieser Zeit befanden sich im Magdeburger Stadtgebiet acht Zuckerfabriken, von denen P.s Fabrik mit 700 Morgen die mit Abstand größte Anbaufläche besaß. In der Kampagne 1812/13 war P. mit 80.000 Zentnern verarbeiteter Rüben der größte Produzent von Rübenzucker in Europa. Nach der Niederlage Napoleons und der Aufhebung der Kontinentalsperre verlor die Rübenzuckerproduktion ihre Bedeutung, so daß P., der sie als erster in der Magdeburger Region aufgenommen hatte, sie nach 1818 als einer der letzten wieder aufgab. P. setzte die bereits zehn Jahre zuvor begonnene Rübensamenproduktion fort. Den in den 1830er Jahren einsetzenden beispiellosen Aufstieg der Rübenzuckerindustrie erlebte der Pionier der Rübenzuckerherstellung nicht mehr.

Literatur: Rudolf Grotkaß, Die Zuckerfabrikation im Magdeburgischen, ihre Geschichte vor und während der Kontinentalsperre sowie weiter bis zum Jahre 1827, dem Beginn der neuen Periode, in: Magdeburgs Wirtschaftsleben in der Vergangenheit, hg. von der IHK Magdeburg, Bd. 2, 1927, 24 u. ö.

Horst-Günther Heinicke