Kleist, Franz Kasimir von |
Der jüngste Sohn des Generalleutnants Franz Ulrich v.K. trat 1755 in das Infanterieregiment v.K. (Nr. 27) ein, wurde 1758 Sekondelieutenant und 1762 Kapitän und Flügeladjutant des Königs Friedrich II. Im Jahre 1788 zum Generalmajor befördert, wurde K. Chef des Infanterieregiments von Wunsch (Nr. 12). 1800 trat er seine letzte Dienststellung als Chef des Infanterieregiments von Kalkstein (Nr. 5) und das Amt des Gouverneurs von Magdeburg an und erhielt 1802 das Patent als General der Infanterie. Nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt im Herbst 1806 war die preußische Armee praktisch nicht mehr existent. Auf dem weiteren Vormarsch der französischen Armee belagerte diese auch die Festung Magdeburg, die zu den bedeutendsten Preußens gehörte. Zunächst lehnte K. die Übergabeauforderung des französischen Marschalls Nicolas-Jean de Dieu de Soult schroff ab. Aber die Uneinigkeit innerhalb der Generalität und die Sorge um die Bevölkerung der Elbestadt veranlaßten den über 70jährigen General am 18.11.1806 die Festung mit ca. 24.000 Mann Besatzung, 600 Geschützen und großen Vorräten dem Marschall Michel Ney zu übergeben. Vor allem war das Wort seines Königs “…machen Sie mir die Stadt nicht unglücklich” der Grund für seinen Entschluß. Das Gutachten eines später zusammengetretenen Kriegsgerichtes über die Kapitulation von Magdeburg und die Entscheidungen des Königs ließen das Gericht in Königsberg im September 1808 zu folgendem Urteil kommen: “Der General v.K. wäre, wenn er noch lebte, wegen der übereilten und durchaus pflichtwidrigen Übergabe der wichtigen Festung Magdeburg an die Franzosen zu arquebusieren.” Seitdem steht die Person des Generals K. im Zwiespalt der Militärs und der Zivilbevölkerung, für die durch die Kapitulation eine vom Marschall Ney angedrohte Zerstörung der Stadt, wie unter Johann Tserclas Graf von Tilly 1631, verhindert wurde.
Literatur: Priesdorff 2, 276–278; Großer Generalstab, 1806 – Das preußische Offizier Corps und die Untersuchung der Kriegsereignisse, 1906.
Hasso von Steuben