Palme, Rudolph
Franz Robert, Prof. |
P., Sohn eines Privatlehrers, Schulkandidaten und Organisten, vertrat schon im neunten Lebensjahr den Vater im Gottesdienst, absolvierte die Stadtschule in Barby und besuchte 1853–1856 das Lehrerseminar in Magdeburg und (nach dessen Verlegung 1855) in Barby. Seine Lehrer, die ihn prägten, waren Johann Joachim Wachsmann und Gustav Rebling. Als Mitglied des Magdeburger Domchores erregte er die Aufmerksamkeit des Domorganisten August Gottfried Ritter, der ihn als Kompositions- und Orgelschüler annahm. Klavierunterricht erhielt er von Christian Friedrich Ehrlich. Zu Studienzwecken hielt er sich alljährlich in Berlin auf. 1856 erhielt er in Magdeburg eine Anstellung als Volksschullehrer, 1862 wurde er Organist an der Heilig-Geist-Kirche, 1880 “in Anerkennung seiner öffentlichen künstlerischen Wirksamkeit und seiner vorzüglichen Kompositionen” (Musikalisches Wochenblatt) Königlicher Musikdirektor, 1883 als Nachfolger Ritters Königlicher Orgelbaurevisor. Als weitere Auszeichnung erhielt er den Titel Professor. Mehrere Jahre lang leitete er einen Gesangverein, mit dem er Konzerte veranstaltete. Mit seinen außerordentlich verbreiteten praktischen Ausgaben und Sammlungen für Seminare, Schulen, Kirchenchöre, Organisten und Privatunterricht wirkte P. weit über Magdeburg hinaus. Im Gegensatz dazu haben seine Kompositionen kein länger anhaltendes Interesse gefunden. Seine Auswahl- und editorischen Prinzipien wie auch sein Wirken und seine Ansichten als Orgelrevisor wurden später wiederholt scharf kritisiert, finden heute aber wieder Verständnis.
Werke: Kompositionen: Sonaten, Choralvorspiele, Transkriptionen für Orgel; Lieder; Gesänge für gemischten und für Männerchor. – Ausgaben: Präludien, Orgelstücke, Choralvorspiele unterschiedlicher Schwierigkeit für Orgel; geistliche und weltliche Lieder, Volkslieder, Gesänge, Motetten für geistlichen und weltlichen Chorgesang und für alle Schulstufen. – Schriften und Unterrichtswerke: Der Klavierunterricht im ersten Monat. Theoretisch-praktische Anleitung zum Lehren und Lernen der Anfangsgründe des Klavierspiels, verteilt auf acht Lektionen zum Gebrauch für Lehrer und Schüler, als Vorschule zu jeder Klavierschule. o. J., nach 21900; Theoretisch-praktische Orgelschule. o. J. (ca. 1901); A. G. Ritter, in: Max Hesse’s Deutscher Musiker-Kalender 2, 1887 (kein Exemplar nachweisbar, Abschrift in Stadtbibliothek Magdeburg); Das Orgelregistrieren im gottesdienstlichen Gebrauch, sowie bei sonstigen Orgelbegleitungen. Ein Hilfsbuch, 1908; Die Orgelwerke Magdeburgs einst und jetzt, nebst kurzen Mitteileilungen über die Kirchen, in: Zs. für Instrumentenbau 29, 1908/09 und 30, 1909/10 (in 15 Fortsetzungen).
Literatur: MGG 16, Sp. 986; Hobohm, Bd. 1, 631–635; Adalbert Überlée, R. P., in: Musikalisches Wochenblatt 20, 1889, 195f. (*B); Adolf Ruthhardt, Chormeister-Büchlein. Eine Sammlung 41 kurzgefaßter Biographien, 1890, 2f.; Magdeburgische Zeitung vom 10.01.1909; Magdeburger General-Anzeiger vom 12.01.1909; Martin Weyer, Die deutsche Orgelsonate von Mendelssohn bis Reger, Diss. Köln 1969, 167–172, 202f.
Wolf Hobohm
letzte Änderung: 02.03.2005