Ehrlich, Christian Friedrich
geb. 07.05.1808 Magdeburg,
gest. 31.05.1887 Magdeburg,
Musikpädagoge, Pianist, Komponist, Königlicher Musikdirektor.

E., Sohn eines Kaufmannes, besuchte das Domgymnasium in Magdeburg. 1827 studierte er Klavier bei Johann Nepomuk Hummel in Weimar und wechselte im selben Jahr nach Darmstadt, wo er von Johann Christian Heinrich Rinck Unterricht in Orgelspiel und Kontrapunkt erhielt. Im Sommer 1828 kehrte er nach Magdeburg zurück und wirkte hier bis zu seinem Tod als Pianist, Musiklehrer, Komponist, Konzertveranstalter, Dirigent und Musikkritiker. E.s Aufsätze erschienen in Musik- und Tageszeitungen, u. a. in der auf Robert Schumann zurückgehenden Leipziger Neuen Zeitschrift für Musik. 1840 wurde E. Musiklehrer am Pädagogium im Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg und setzte sich nachhaltig für die Anhebung des Ausbildungsniveaus ein (Theorie, Gesang). Mit dem von ihm eingerichteten Schulchor gab er regelmäßig Konzerte. Sein Nachfolger wurde 1887 Theophil Forchhammer. E., dem 1844 der Titel Königlicher Musikdirektor verliehen wurde, bewarb sich 1847 erfolglos um die Stelle des Domorganisten. 1849 gehörte E. zu den Gründungsmitgliedern des Magdeburger Tonkünstler-Vereins, dessen Vorsitz er ein Jahr später übernahm. In den 1850er Jahren bot er mit Franz Xaver Chwatal Unterrichtskurse im Institut für gemeinschaftlichen Unterricht im Pianofortespiel in Verbindung mit der Harmonielehre an. E. dirigierte einige Jahre die Magdeburger Singakademie, engagierte sich für die Durchführung des Magdeburger Musikfestes 1856 und wirkte in den Vorbereitungskomitees für die in Magdeburg stattfindenden Veranstaltungen des Allgemeinen Deutschen Tonkünstlervereins, den 2. Musikertag (1871) und die 18. Tonkünstlerversammlung (1881) mit. Als hervorragender Pianist verlieh E. der Magdeburger Bachrenaissance wichtige Impulse. Beim Komponieren orientierte er sich am jeweiligen Adressaten- und Wirkungskreis. E. schuf Salonstücke für Klavier, die häufig das Können von Schülern und Laien berücksichtigen, gelegentlich auch virtuosen Ansprüchen Rechnung trugen. Seine mehrstimmige Vokalmusik fand bei geselligen Anlässen und während des Unterrichtes Verwendung, z. B. die auch außerhalb Magdeburgs gebräuchliche “Sammlung vierstimmiger Gesänge für höhere Schulen und Singechöre, op. 25”. E.s Lieder, die solides kompositionstechnisches Können beweisen, verfügen über einfühlsame Melodien und mitunter textdeutende Klavierbegleitungen. Das Magdeburger Stadttheater brachte zwei Opern E.s zur Aufführung: “Die Rosenmädchen”, komische Oper nach einer französischen Vorlage von Thèaulon (1860), und “König Georg”, romantische Oper nach einem dramatischen Gedicht von Rudolf Kneisel (1861).

Werke: zahlreiche Klavierstücke, Fantasien für Orgel op. 7, Lieder mit Klavierbegleitung, weltliche und geistliche Gesänge für Männerchor und gemischten Chor; zwei Opern: Die Rosenmädchen (UA 1860, nicht erhalten); König Georg (UA 1861, Klavierauszug erhalten); Kompositionen für Gesang und Orchester, Technikübungen für Klavierschüler.

Literatur: Hobohm, Bd. 2, 623–628 (W); Magdeburgische Zeitung vom 03.04.1860ff.; Brit Reipsch, Zu Leben und Werk von C. F. E., in: Zwischen Kanzel und Katheder. Das Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg vom 17. bis 20. Jahrhundert, 1998, 77–84 (B). 

Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. G, Nr. A 716.

Bildquelle: *Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg.

Brit Reipsch