Forchhammer,
Theophil, Prof. |
F., Sohn des Pfarrers und Hymnologen Christian Gottlieb F., absolvierte seine Schulausbildung in Schiers und Chur. Er erhielt ersten Klavierunterricht von seinem Vater und von dem Schweizer Dirigenten Heinrich Szawdrowsky. 1866 wechselte F. an das Konservatorium nach Stuttgart, wo er von Immanuel Faißt, Sigmund Lebert und Wilhelm Speidel in Orgel- und Klavierspiel sowie Tonsatz unterrichtet wurde. Nach Organistendiensten in Thalwil (1867) und Olten (1869) übernahm er 1871 das Amt des Marienorganisten in Wismar. Außerdem studierte er Kontrapunktik bei Friedrich Kiel in Berlin. Unter dem Eindruck von Franz Liszt stehend, fertigte F. Klavierfassungen von dessen Sinfonischen Dichtungen an. 1878 wurde er Organist an St. Benedikt in Quedlinburg und dirigierte mehrere Konzertvereine und Chöre. An der Töchterschule in Quedlinburg gab er seit 1879 Musikunterricht. 1881 konzertierte F. während der 18. Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins an der Schnitgerorgel der Johanniskirche in Magdeburg. Nach dem Tod des Magdeburger Domorganisten August Gottfried Ritter bewarb sich F. erfolgreich um dessen Nachfolge. Seine Amtseinführung fand am 06.04.1886 statt. Ein Jahr später übernahm F. den Musikunterricht am Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen Magdeburg. 1888 wurde er Königlicher Musikdirektor, und 1905 erhielt er den Titel eines Professors. F. war ein hervorragender Virtuose, Improvisator und Komponist, der auch als Pädagoge und Orgelsachverständiger sehr gefragt war. Er unterrichtete am Magdeburger Konservatorium von Max Sannemann und veranstaltete mit Rudolph Palme seit 1901 in Magdeburg Ausbildungskurse für Organisten. Auf Betreiben F.s wurde Ernst Röver aus Hausneindorf mit dem Bau einer neuen Domorgel in Magdeburg beauftragt, deren Einweihung am 02.09.1906 erfolgte. F.s in Magdeburg komponierte Choralbearbeitungen, Choralvorspiele und Sonaten für Orgel sind herausragende Beispiele anspruchsvoller Orgelmusik des 19. Jahrhunderts
Werke: Trio d-Moll für Klavier, Violine und Viola alta (oder Violoncello); Choralbearbeitungen, Choralvorspiele, Vor- und Nachspiele für Orgel; Fantasien und Sonaten für Orgel, darunter 2. Sonate Zur Totenfeier op. 15; Kompositionen für Klavier; Lieder; Oratorium Königin Luise; 130. Psalm für Soli, Chor und Orchester; Führer durch die Orgelliteratur (mit Bernhard Kothe), 1890.
Literatur: BBKL 2, Sp. 69; MGG 4, Sp. 506–508 (W); Magdeburger General-Anzeiger vom 06.10.1901; Peter Schmidt, T. F., ein unbekannter Meister des 19. Jahrhunderts, 1937 (W, B); Peter Brusius, F., in: ars organi 34, H. 3, 1986.
Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. G. Nr. A 716, Rep. J Magdeburg-Domgemeinde Nr. 2314 und 51310.
Bildquelle: *Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg.
Brit Reipsch
letzte Änderung: 19.08.2004