Röver, Friedrich Wilhelm Ernst
geb. 03.09.1857 Meierhof bei Stade,
gest. 22.03.1923 Hausneindorf bei Quedlinburg,
Orgelbauer.

R. entstammte als Sohn von Johann Hinrich R. (geb. 1812 Bramstedt, gest. 1896 Hausneindorf) einer Orgelbauerfamilie, die in Norddeutschland regionale Bedeutung erlangt hatte. Gemeinsam mit seinem Bruder Carl Johann Heinrich arbeitete er in der Firma seines Vaters J. H. Röver & Söhne in Stade. 1884 erwarb er die von Adolph Reubke in Hausneindorf bei Quedlinburg gegründete Orgelbaufirma Reubke & Sohn. Bis 1914 wurden dort zahlreiche bedeutende Orgeln gebaut, die in den Raum Berlin, Hamburg, Magdeburg, Mühlhausen, Leipzig sowie ins Ausland bis nach Moskau geliefert und aufgestellt wurden. Die größte von ihm gebaute Orgel mit drei Manualen und 100 Registern entstand 1906 für den Magdeburger Dom und wurde im II. Weltkrieg am 17.02.1945 zerstört. Während des Baus wurde ein für den Halberstädter Dom im Jahre 1900 als Interims-Orgel gebautes Instrument (zwei Manuale, 15 Register) ebenfalls als Interims-Orgel im Magdeburger Dom aufgestellt. 1908 kam diese Orgel in die Höhere Mädchenschule Lüneburg, danach 1994 in das Depot der Landeskirche Hannover und seit 2000 erklingt sie in ihrem Ursprungszustand, rekonstruiert durch die Firma Orgelbau Reinhard Hüfken Halberstadt, in der Aula des Ökumenischen Domgymnasiums Magdeburg. Ein originales dreimanualiges Werk mit 38 Registern (einschließlich der Prospektpfeifen) steht heute in Moskau. R.s Instrumente beruhen auf einer soliden Bauweise mit hochwertigen Materialien. Er perfektionierte die von seinem Vater entwickelten pneumatischen Kastenladen, die sich durch ihre Robustheit sowie geringe Störanfälligkeit auszeichnen und zudem kaum eine Verzögerung zwischen Tastendruck und Pfeife zulassen. Die Disposition sowie Intonation der Instrumente ist dem romantischen Orgelbau um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) zuzuordnen. R.s Firma erlosch 1921, bedingt durch die wirtschaftliche Regression nach dem I. Weltkrieg und den Tod seines Sohnes, der die Firma übernehmen sollte.

Werke: s. o.; dreimanualige Orgel der Marktkirche St. Benedikt Quedlinburg, 1888; Orgel der Johanniskirche Leipzig (drei Manuale, 53 Register), 1892; Orgel der Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche Berlin (drei Manuale, 51 Register), 1895.

Literatur: Michael Gailit, Julius Reubke. Leben und Werk, 1995; Stefan Nusser, Orgelbauer E. R., Ms. Burg 2001 (privat); Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Orgeln im Dom zu Magdeburg, hg. von der Aktion Neue Domorgeln Magdeburg e.V., [2000], 21-24 (B).

Bildquelle: *Christoph Richter, Quedlinburg (privat).

Sigrid Hansen