Reubke, Adolph Christian
geb. 06.12.1805 Halberstadt,
gest. 03.03.1875 Hausneindorf,
Orgelbauer.

Der Sohn des Domänen-Einnehmers Georg Benjamin R. kam mit seinen Eltern 1809 nach Hausneindorf bei Quedlinburg. Neben seiner ersten schulischen Ausbildung im Dorf erhielt R., der in einem musikalischen Umfeld aufwuchs, den ersten Klavierunterricht. Im Alter von elf Jahren kam er auf das Domgymnasium in Halberstadt, das er aber nach dem Tod seines Vaters (1819) vorzeitig verlassen mußte. Seine Absicht, Organist oder Orgelbauer zu werden, mußte R. vorerst aufgeben. Statt dessen absolvierte er unter widrigsten Verhältnissen eine Kunstdrechslerlehre. Nach Gewalttätigkeiten seines Lehrherrn wurde das Verhältnis gelöst, und R. verdiente seinen Unterhalt mit Drechslerarbeiten im elterlichen Haus. Während dieser Zeit sah er ein neues Pianoforte, welches sein musikalisches Interesse und seinen alten Berufswunsch wieder weckte. R. begann autodidaktisch mit dem Bau verschiedener Instrumente und ab 1837 mit dem Orgelbau. In der Folgezeit erwarb er sich mit dem Bau bzw. der Reparatur verschiedener Orgeln bald einen geachteten Namen. Von 1853 bis 1858 baute R. die Orgel in der Magdeburger Jakobikirche (mit 53 Stimmen) und von 1856 bis 1861 die Orgel im Dom zu Magdeburg (mit 88 Stimmen). Die Disposition der Domorgel stammte vom damaligen Domorganisten August Gottfried Ritter. Emil R. (1836–1884), der zweite seiner vier Söhne, widmete sich ebenfalls dem Orgelbau und trat in das Unternehmen seines Vaters ein, das ab 1860 als Firma R. & Sohn firmierte. Ab 1872 war der Sohn alleiniger Geschäftsinhaber und wandte als einer der ersten die Röhrenpneumatik zur Erleichterung der Spielweise der Orgel an. Das Unternehmen ging nach seinem Tod an Ernst Röver, der 1906 das Werk der Magdeburger Domorgel durch ein neues und größeres ersetzte.

Literatur: Riemann, 111929; Paul Frank, Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon, neu bearb. und ergänzt von Wilhelm Altmann, 121926; Hermann Abert (Hg.), Illustriertes Musiklexikon, 1927; Die Orgelbauerfamilie R. aus Hausneindorf, hg. vom Kultur- und Heimat-Geschichts-Verein Hausneindorf, 1993 (B).

Kerstin Hansen