Lenné,
Peter Joseph, Dr.
phil. h.c. |
L., der aus einer Lütticher Gärtnerfamilie stammte, die seit Generationen den Hofgärtnerposten in Bonn bekleidete, erlernte das Gärtnerhandwerk zunächst bei seinem Vater. Nach dem Abschluß der Gärtnerlehre führten ihn 1809 bis 1815 Studienreisen nach Süddeutschland, Frankreich und in die Schweiz. Im Juni 1815 nach Bonn zurückgekehrt, entwickelte er Pläne zur Umwandlung der Koblenzer Festungswälle in Gartenanlagen. 1816 nahm er eine Gartengesellenstelle in Potsdam/Sanssoucci an. Seine frühen Verdienste als Gartengestalter des preußischen Königs führten ihn bereits 1818 in die königliche Gartendirektion. 1822 zum Gartenbaudirektor befördert, gehörte L. zu den Gründungsmitgliedern des 1822 gegründeten Vereins zur Förderung des Gartenbaues im preußischen Staat. Er wurde Vorsteher der Abteilung für Obstbauzucht und später für Gartenkunst. Unter seiner Leitung entstand 1823 die Gärtnerlehranstalt in Schöneberg und Potsdam, die erstmalig eine Ausbildung der Gartenarchitekten auf wissenschaftlicher Basis ermöglichte und zu den ältesten Bildungsstätten mit praxisbezogener Ausbildung zählte. Die Akademie der Künste ernannte den seit 1845 als Generalgartendirektor wirkenden L. zum Ehrenmitglied. Der vielseitige, herausragende Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum und Hauptvertreter des englischen klassischen Landschaftsparks galt als Pionier moderner, auf Städtebau- und Landeskultur ausgerichteter Landschaftsgestaltung und Begründer des deutschen Gartenstils. L. war Schöpfer vieler Volksgärten und wirkte in Magdeburg, Frankfurt/Oder, Leipzig und Dresden. Im heutigen Sachsen-Anhalt schuf er Pläne für Bad Kösen/Schulpforta (1822), Genthin-Altenplathow (1839), Zabakuk/Kreis Genthin (1845), Merseburg (um 1850), Althaldensleben (vgl. Johann Gottlob Nathusius), Parchen, Gardelegen/Weteritz und Ballenstedt. Nach Plänen L.s entstand 1824 mit dem Magdeburger Klosterberge-Garten der erste Volksgarten Deutschlands. L. realisierte 1829 mit dem Herrenkrug in Magdeburg eine Parkanlage, die auf einmalige Weise mit der Elbaue eine Naturlandschaft in einen angelegten Volksgarten integrierte und Pate für den Magdeburger Rotehornpark von Paul Niemeyer stand. L. plante zudem 1824 den ersten kommunalen Friedhof in Magdeburg, der Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich durch den Magdeburger Gartendirektor Johann Gottlieb Schoch in eine Parkanlage umgestaltet wurde, und unterstützte konzeptionell die Bemühungen des Oberbürgermeisters August Wilhelm Francke, Altstadtfriedhöfe in Grünanlagen umzuwandeln und die Festungsanlagen Magdeburgs gleichsam mit einem Gürtel aus Gartenanlagen zu umschließen. Dabei entstand der erste grün geschmückte Spazierweg entlang der Festungsmauern. Dies entsprach den Visionen L.s von der Landverschönerung, die unserem heutigen ökologischen Denken verwandt waren. Die Pläne und historischen Gestaltungsideen fanden in den 1990er Jahren im Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt Magdeburg ihre Wiederaufnahme in dem Projekt “Der grüne Ring”.
Werke: Schriften: Über die Einrichtung eines Volksgartens bei der Stadt Magdeburg, in: Verhandlungen des Vereins für Gartenbau, Bd. 26, 1825, 144–146; Handbibliothek für Gärtner und Liebhaber der Gärtnerei (5 Abt.), 1837–1842.
Nachlaß: Plankammer der Staatlichen Schlösser und Gärten, Potsdam-Sanssouci.
Literatur: ADB 18, 260f.; NDB 14, 211–213; Gerhard Hinz, P. J. L. Das Gesamtwerk des Gartenarchitekten und Städteplaners (2 Bde), 1989; Gisela Hoke, Herrenkrug. Die Entwicklung eines Magdeburger Landschaftsparks, 1991 (B); Gerd-Helge Vogel, P. J. L. und die europäische Landschafts- und Gartenkunst im 19. Jahrhundert, 1991; Harri Günther. P. J. L. Kat. der Zeichnungen, 1993; Heidemarie Titz, Parkanlagen der Stadt Magdeburg I, 1994 (B); Hans-Joachim Krenzke, Magdeburger Friedhöfe und Begräbnisstätten, 1998.
Bildquelle: *StadtA Magdeburg.
Petra Wißner