Wegner,
Carl, Prof. |
W. besuchte 1867–74 die IV. Gemeindeschule in Berlin und trat danach eine Bildhauerlehre in Berlin an, bei der er sein Fach an praktischen dekorativen Bauarbeiten erlernte. Zudem besuchte er eine Abendklasse an der Kunstgewerbeschule in Berlin (Malerei und Zeichnen). Mit einem Stipendium belegte er ab 1878 die Tagesklassen der Kunstgewerbeschule, u. a. im Fach Modellieren bei F. Behrendt, mit dem er auch praktische Aufträge beim Bau des Berliner Kunstgewerbemuseums ausführte. Aufgrund seiner ausgezeichneten Leistungen erhielt er vom preußischen Staat ein Stipendium zum Besuch der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien (1881–86) und absolvierte anschließend Kurse an einer Fachschule, um sich in Aktzeichnen, Anatomie sowie Stillehre zu vervollkommnen. Nebenbei führte er selbständig Bildhauerarbeiten aus. Anfang 1887 bewarb er sich von Znaim/Mähren aus um eine Anstellung an der neu zu gründenden Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg, wurde zum Oktober 1887 als Lehrer für die Fächer Freihandzeichnen und Modellieren, später auch für Zeichnen nach Modellen und Anatomie angestellt. Er bekleidete sein Magdeburger Lehramt bis zu seinem frühen Tod 1915. 1906 wurde er zum Professor ernannt. W. leitete die bildhauerische Gestaltung des Neubaus der Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in der Brandenburger Straße (um 1910), insbesondere war er für den bildhauerischen Schmuck der Außenfassade und des Verbindungsbaues zur alten Schule verantwortlich. Die von W. vertretene Richtung der Bildhauerausbildung geriet unter Rudolf Bosselt zunehmend in die Kritik, der ihm Ende 1911 mit Hans Wewerka einen Schüler Ernst Barlachs zur Seite stellte. 1912 wurde W. durch Bosselt die Pensionierung nahegelegt. W. war mit dem Maler und Kollegen Adolf Rettelbusch befreundet und gründete mit ihm, Eduard Spieß und Baupolizeikommissar G. Rosenberg 1888 die Brocken-Silvester-Gemeinde.
Literatur: Jahresberichte der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1893ff.; Norbert Eisold, Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1793–1963, Kat. Magdeburg 1993.
Archivalien: Geheimes StA Berlin: Abt. I, Rep. 120, E. X.; Fach 2, Nr. 18, Bd. 2–14.
Bildquelle: *Brockenpost 1913.
Gerd Kley