Sieg, Carl |
Der Sohn des Buchbindermeisters Friedrich Christian S. begann zunächst selbst eine Buchbinderlehre, entwickelte aber nebenher sein Talent und seine Neigung zum Zeichnen und Malen. 1802 besuchte er die Akademie der Künste in Berlin und war danach Schüler an der Königlichen Magdeburgischen Provinzial-Kunstschule. 1808 trat er zu Studienzwecken eine Reise nach Paris an und lernte unterwegs den Maler Franz Catel kennen, mit dem er zunächst in Neuweiler/Elsaß die malerischen Ausschmückung der architektonisch bemerkenswerten Villa des Generals Clarke übernahm. Während seines anschließenden Aufenthalts in Paris besuchte er 1811/12 auch die Malerschule von Jacques Louis David, dem Begründer des Klassizismus in Frankreich. 1812 kehrte S. kurzzeitig nach Magdeburg zurück und hielt sich anschließend von 1813 bis 1816 in Italien, vornehmlich in Rom, auf. Dort gehörte er zu den Mitbegründern der Künstlerhilfskasse und war neben Cornelius, Overbeck, Schaller, Schadow u. a. in deren Vorstand tätig. Von einem dreijährigen Intermezzo in Berlin (1819–21) unterbrochen, lebte und arbeitete S. ab 1816 in seiner Heimatstadt, wo er hauptsächlich als Bildnismaler und Lithograph tätig war. Als sein hervorragendstes Werk gilt das Altarbild “Niederlegung des Leichnams Christi am Fuße des Kreuzes durch Joseph von Arimathia” (1818) für die Kirche St. Sebastian. Er schuf zahlreiche Porträts von Angehörigen der Magdeburger Familien Coqui, Deneke, Helle, Morgenstern und Weichsel sowie von Geistlichen und Politikern. Als Auftragswerke der Stadt Magdeburg entstanden Porträts historischer und zeitgenössischer Personen, u. a. von Pastor Reinhard Bake zur 200-Jahr- Gedenkfeier der Zerstörung Magdeburgs 1631, von Gotthilf Sebastian Rötger und Johann Friedrich Wilhelm Koch. Typisch für S.s Bildniskunst sind charakterisierende Architektur- und Landschaftsausschnitte im Hintergrund der dargestellten Person. Einige seiner Werke befinden sich in den Sammlungen des Kulturhistorisches Museums Magdeburg.
Werke: Weibliches Porträt, 1812; Johann Caspar Coqui, 1824; Pastellzeichnung Albert Gottlieb Soder, 1834 (alle KHM Magdeburg).
Literatur: Thieme/Becker 30, 595; Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 16, 1846; Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters, 1927; Johannes Fischer, Die Pfälzer Kolonie zu Magdeburg, 1939, 65f.
Bildquellen: *KHM Magdeburg (Selbstbildnis); Jobst v. S., Herne (privat).
Sabine Liebscher