Hoffmann, Johannes Carl Robert Ernst, Prof.
geb. 24.06.1878 Bernburg,
gest. 09.05.1932 Magdeburg,
Maler, Kunstgewerbelehrer.

H., Sohn des Eisenbahnsekretärs Robert H., besuchte 1888–95 das Gymnasium Halberstadt und anschließend bis 1897 das Domgymnasium in Magdeburg. Bis 1898 studierte er Malerei an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg u. a. bei Adolf Rettelbusch und Paul Bernardelli und im Anschluß daran bis 1900 Dekoratives Malen bei Otto Eckmann an der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums Berlin. 1900 wurde H. als hauptamtlicher Hilfslehrer und ab 1910 als volle Lehrkraft an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg für die Fächer Schriftzeichnen und Fachzeichnen für Tapezierer und Dekorateure, ab 1911 auch Pflanzenzeichnen, eingestellt und arbeitete dort bis zu seinem Tode 1932. 1907–09 besuchte er Kurse an der Technischen Hochschule Braunschweig, Abteilung Architektur, und studierte insbesondere Schriftzeichnen und historische Schriften. In diesem Zusammenhang belegte H. 1905 und 1906 in Düsseldorf Kurse über historische Schriften bei Peter Behrens und führte dazu auch private Studien durch. 1909 leitete er an der Technischen Hochschule Braunschweig Seminare über künstlerische Schrift und zur Geschichte der Schrift. Sehr früh beschäftigte sich H. mit praktischen kunstgewerblichen Tätigkeiten, so 1897 als Volontär in einem Dekorationsgeschäft in Magdeburg, 1899 als Zeichner und Malergehilfe in Halle sowie im Sommer 1900 als Graveur und Zeichner in der Reichsdruckerei Berlin. 1905 führte er im Auftrage der Bezirksregierung die Dekorationsarbeiten an einigen Regierungsbauten am Magdeburger Domplatz durch. Auch als Lehrer bildete sich H. ständig auf dem Gebiet der künstlerischen Schrift weiter, so 1912, als er in Paris im Museé paléographique und in der Nationalbibliothek spezielle Studien alter Schriften betrieb. Er wurde wegen dieser Kenntnisse oft mit der Anfertigung von Adressen, Ehrendiplomen u. ä. betraut. 1917 wurde er zum Professor berufen und leitete ab 1924 als Nachfolger Rettelbuschs die Klasse Dekorative Malerei. Einer seiner Schüler war  Wilhelm Paulke, der ihn ab 1930 zunehmend bei seinen krankheitsbedingten Ausfällen vertrat. Frühe Arbeiten H.s (Federzeichnungen) lassen eine Vorliebe für das Detail erkennen. Später ging H. unter dem Einfluß Rudolf Bosselts zur Lithographie und Kohlezeichnung und einer damit verbundenen großzügigeren und freieren Darstellungsweise über (Harz, Landschaft um Magdeburg, Porträts). H., der während des I. Weltkrieges als Offizier diente, entwarf u. a. ein Ehrenmal für die Gefallenen seines Regiments in Magdeburg sowie eine Gedenktafel für das Tannenberg-Denkmal. Er war seit 1912 Gründungs- und Vorstandsmitglied der Künstlervereinigung Börde in Magdeburg.

Werke: Lithographien: Frau vor Bäumen, 1913; Dorf mit Weiher, 1914; Elblandschaft, 1916 (KHM Magdeburg).

Nachlaß: KHM Magdeburg (Teilnachlaß); Günter Paulke, Magdeburg.

Literatur: Jahresberichte der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1893ff.; Norbert Eisold, Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1793–1963, Kat. Magdeburg 1993, 22, 109, 156f.

Archivalien: Geheimes StA Berlin: HA I, Rep. 120, Abt. X, Fach 2, Nr. 18, Bde 2–15 (Akten der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg) sowie Fach 1, Nr. 5, Bd. 1; Bundesarchiv Berlin: Sign. R 4901, Abt. X, Fach H, Nr. 30, E. H. 551 (PA).

 Bildquellen: Gerd Kley, Berlin (privat); *Günter Paulke, Magdeburg (privat).

Gerd Kley

letzte Änderung: 09.02.2005