Paulke, Wilhelm |
P. wurde in Staßfurt zum Maler ausgebildet. Bereits als Lehrling und dann als Geselle besuchte er Abendkurse an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. 1924–28 studierte er an dieser Schule bei Emil Thieme und Ernst Hoffmann, bei dem er auch eine Assistententätigkeit aufnahm. Nachdem er die Meisterprüfung im Malerhandwerk abgelegt und im Selbststudium das Abitur nachgeholt hatte, studierte er 1931–35 an der Hochschule für freie und angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg und legte die Zusatzprüfung “Pädagogik für künstlerische Lehrkräfte” ab. 1936 kehrte er als Fachlehrer für freie und angewandte Malerei an die Meisterschule der Stadt Magdeburg zurück. 1940 wurde er aus politischen Gründen fristlos entlassen und auf Anordnung des Gauleiters Rudolf Jordan als Rüstungsarbeiter nach Braunschweig verpflichtet. 1943 zum Militärdienst eingezogen, geriet er in Kriegsgefangenschaft, aus der er Ende 1945 nach Braunschweig entlassen wurde. Im Folgejahr kehrte er nach Magdeburg zurück und wirkte am Wiederaufbau der Fachschule für Angewandte Kunst mit, an der er von 1949 bis 1963 als Dozent und Leiter der Malerabteilung tätig war und in der Lehrplankommission für das Hoch- und Fachschulwesen mitarbeitete. P. blieb stets dem Malerhandwerk verbunden. Er leitete Meisterkurse in Magdeburg und wirkte in der Meisterprüfungskommission der Handwerkskammer Magdeburg mit. Gleichzeitig führte er Lehrgänge an der Volkshochschule durch, verfaßte einige Fachbücher und publizierte Beiträge im Magdeburger Kulturspiegel und der Zeitschrift Bildnerisches Volksschaffen. 1963 wurde die Fachschule für Angewandte Kunst in Magdeburg geschlossen. Wie auch der Architekt Arno Meng bewahrte P. durch persönlichen Einsatz Zeichnungen und Graphiken, die von Lehrern und Schülern im 19. und 20. Jahrhundert geschaffen worden waren, vor der angeordneten Vernichtung. In der Zeit bis 1968 bildete er in Magdeburg am Pädagogischen Institut Kunsterzieher aus. Mit dem Eintritt in das Rentenalter widmete er sich verstärkt der handwerklichen und künstlerischen Ausbildung in der Maler-Innung, der Volkshochschule, der Bezirksakademie sowie dem Stadt- und Bezirkskabinett für Kulturarbeit in Magdeburg, bis er 1990 im 86. Lebensjahr aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand trat. In seiner Lehrtätigkeit sowie dem eigenen künstlerischen Schaffen wurde P. durch seine Lehrer Thieme und Hoffmann geprägt. So finden sich in seinem Nachlaß frühe Zeichnungen und Aquarelle, in denen die unterschiedlichen Auffassungen beider Lehrer zu erkennen sind. Erst gegen Ende der 1930er Jahre fand er zu seinem eigenen Stil, der etwas vom frühen Impressionismus beeinflußt ist. Von seinen Schülern forderte er ein sehr gründliches Naturstudium und vermittelte ihnen – entsprechend seiner handwerklichen Herkunft – fundierte Kenntnisse der Werkstoffe und Arbeitstechniken.
Werke: Ehrentafel für die Gefallenen des I. Weltkrieges in der Kirche Üllnitz, Kreis Schönebeck; Wandgemälde: Schifferschule Schönebeck-Grünewalde; Eingangshalle Hauptbahnhof Magdeburg (nicht erhalten); Innenraumgestaltung und Friese ehemaliger Rat des Bezirkes am Damaschkeplatz, Magdeburg; Wandgemälde und Friese im “Haus des Handwerks”, Magdeburg; Bildliche Fassadengestaltung: “Stadt Prag”, Magdeburg (Breiter Weg/Reuter-Allee) – Schriften: Die Ölmalerei, 1963; Perspektive, 1965; Tempera- und Gouache-Malerei, 1967.
Nachlaß: Günter Paulke, Magdeburg (ca. 500 Handzeichnungen und Aquarelle, Entwürfe für Wandbilder, Ölgemälde, Schrifttafeln).
Bildquelle: *Günter Paulke, Magdeburg (privat).
Günter Paulke