Sträter, Edmund, Prof.
Dr. phil. |
Nach der Reifeprüfung in Gütersloh begann S. 1877 ein Studium der evangelischen Theologie und Germanistik in Bonn, Berlin und Tübingen. Der Promotion 1882 folgten eine Lehrerstelle an der höheren Privatschule in Orsoy, 1885 die Lehramtsprüfung und eine Tätigkeit am Realgymnasium Krefeld. Bereits ein Jahr später zog S. nach Magdeburg um und arbeitete als Lehrer an der Guerickeschule. Der leidenschaftliche Verehrer des Dichters Wilhelm Raabe war Mitinitiator der ab 1891 von Karl Storch herausgegeben Zeitschrift Aus unseres Herrgotts Kanzlei. Raabe selbst war Pate der jüngsten Tochter S.s, der späteren Frau von Hans Ahrbeck, der über ein Raabe-Thema 1925 promovierte. In Schule, Berthold-Otto-Verein sowie seinen vielen Gesprächskreisen gewann S. zahlreiche Anhänger für Raabes Auffassungen und erreichte dessen weitgehende Aufnahme in den Unterrichtsstoff. Die pädagogische Entsprechung der liberalen Ideen Raabes fand S. im Reformkonzept Berthold Ottos, dessen “Gesamtunterricht” durch den Einfluß von S., seiner Frau, geb. v. Dönhoff, und Tochter Klara S.-Hanewald in Magdeburg einzigartige Verbreitung fand. Gegen wilhelminischen Drill praktizierte S. bereits vor 1900 offenen, den selbsttätigen Schüler fördernden Unterricht; seine Vorliebe für Wandern, Tanz und Spiel beeinflußte u. a. seinen Schüler und Begründer der Wandervogelbewegung Hermann Hoffmann-Fölkersamb. S. richtete, vermutlich 1906, den ersten Abiturkurs für Mädchen in Magdeburg ein und wurde durch “Lesezirkel” über Raabes und Ottos Ideen zum Anreger für spätere Gründer wichtiger reformpädagogischer Schulversuche in Magdeburg. Von 1911 bis zur Pensionierung wirkte S. als Lehrer an der Luisenschule.
Werke: Das Studienheft als Mittel zur Vertiefung der Lektüre, 1904; Die Diss. einer ehemaligen Luisenschülerin, 1919.
Literatur: Walther Gerber, Zur Entstehungsgeschichte der deutschen Wandervogelbewegung, 1957, 15; Reinhard Bergner, Die Berthold-Otto- Schulen in Magdeburg, 1999, 55–64.
Bildquelle: *Reinhard Bergner, Magdeburg (privat).
Reinhard Bergner