R. war Sohn eines Justizbeamten. Nach dem Tode des Vaters (1845) zog die Mutter nach Wolfenbüttel. R. nahm 1849 eine Buchhändlerlehre in der Creutz’schen Buch- und Musikalienhandlung in Magdeburg auf. Ab 1854 besuchte er Vorlesungen (Geschichte/Literatur) an der Berliner Universität. Mit der Veröffentlichung des Romans “Die Chronik der Sperlingsgasse” (1856) begann R.s Tätigkeit als freier Schriftsteller. Er kehrte nach Wolfenbüttel zurück. 1862 heiratete er Bertha Leiste. Die weiteren Lebensstationen waren Stuttgart (ab 1862) und Braunschweig (ab 1870), wo er 1910 starb. R. zählt zu den bedeutenden Vertretern des “poetischen Realismus” in Deutschland. In humorvoll-distanzierender Weise übte er am Adel, an der Kleinstaaterei und am Philistertum Kritik. Seine Sympathie galt Unterdrückten und Verstoßenen. Sein Ideal war die tätige Nächstenliebe. Die Bibliothek des Magdeburger Lehrherren und das Antiquariat der Buchhandlung erschlossen R. die Weltliteratur und historische Materialien über Magdeburg als Grundlage einiger früher Werke (“Der Student von Wittenberg”, 1859). Die Creutz’sche Verlagsbuchhandlung und der Pädagoge Edmund Sträter in Magdeburg haben sich um 1900 um R. und seine Werke im Raum Magdeburg verdient gemacht.

Werke: Unsers Herrgotts Canzlei (2 Bde), 1862; Eine Grabpredigt aus dem Jahre 1609, 1863; Der Hungerpastor (2 Bde), 1864; Else von der Tanne, 1865; Der Schüdderump (3 Bde), 1870; Die Akten des Vogelsangs, 1896; K. Hoppe (Hg.), W. R., Sämtliche Werke. Historisch-Kritische Ausgabe (20 Bde), 1951–70.

Nachlaß: StadtA Braunschweig; DLA Marbach.

Literatur: Kosch LL 12, Sp. 455–471 (L); Wilhelm Fehse, W.R. Sein Leben und seine Werke, 1937; Helmut Richter, Zwischen Zukunftsglauben und Resignation. Zum Frühwerk W. R.s., in: Wissenschaftliche Zs. der Universität Leipzig, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 8, 1958/59; Otto Fuhlrott, W. R. und Magdeburg, in: Magdeburger Blätter Js. für Heimat- und Kulturgeschichte im Bezirk Magdeburg, 1989, 29–34 (B).

 Bildquelle: *Wilhelm-Raabe-Gesellschaft, Braunschweig.

Otto Fuhlrott

letzte Änderung: 03.03.2005