Der zweite Sohn des Landwirts, Gutsbesitzers und Mitbegründers der Zuckerfabrik in Atzendorf Matthias T. (vgl. Andreas Druckenbrodt) verlebte seine Kindheit im elterlichen Haus in Gutenswegen und absolvierte ab 1859 die Schule in Hermsdorf sowie ab 1863 die Städtische Realschule I. Ordnung (später Realgymnasium) in Magdeburg unter Rudolph Holzapfel. Im Herbst 1869 begann er eine landwirtschaftliche Ausbildung auf dem im Besitz Eduard von Schencks befindlichen Rittergut Hasselburg bei Flechtingen, wechselte im September 1870 als Ökonomie-Eleve auf das von Schencksche Hauptgut in Flechtingen und trat im April 1872 eine Stelle als Inspektor auf dem Rittergut Bomsdorf bei Loburg an, die er jedoch binnen Jahresfrist wieder verließ. Später war er auf einem Gut bei Tilleda sowie als Verwalter auf Gut Wesselburen im Holsteinischen tätig, mußte aber aufgrund einer rheumatischen Erkrankung im April 1874 in sein Elternhaus nach Gutenswegen zurückkehren und arbeitete später auf dem väterlichen Gut mit. 1884 pachtete T. die Königliche Stiftsdomäne in Wolmirstedt, den Besitz des ehemaligen Zisterzienser-Nonnenklosters, der ca. 2.200 Morgen Acker- und Weideland, Wiesen, Gärten und Holzung umfaßte. Kurz darauf trat er als Teilhaber in die von Friedrich Loß gegründete Firma Friedrich Loß & Co. in Wolmirstedt ein, übernahm die Oberleitung der landwirtschaftlichen Abteilung des Unternehmens und brachte sie in der Folge zu hoher Blüte. T. oblag die gesamte Bewirtschaftung des 1910 durch Zupachtungen und Ankäufe bis auf auf 12.500 Morgen angewachsenen landwirtschaftlichen genutzten Grundbesitzes, wobei er von einem Oberinspektor und sechs Inspektoren unterstützt wurde. T. hatte durch sein umsichtiges und von hervorragender Sachkenntnis unterstütztes Handeln wesentlichen Anteil an der überaus positiven Entwicklung des Unternehmens, dem er nach dem Tod Loß’ 1904 als Seniorchef vorstand. In Anerkennung seiner Verdienste um die landwirtschaftliche Entwicklung der Region wurde ihm 1893 der Charakter eines Königlichen Oberamtmannes, 1904 der eines Königlichen Amtsrates verliehen. Der Landwirtschaftliche Verein für den Kreis Wolmirstedt wählte T. bereits 1886 zum stellvertretenden Vorsitzenden, der ab 1904 das Amt des Vorsitzenden versah. Zudem gehörte er dem Aufsichtsrat der Magdeburger Molkerei AG an. Nach seinem Tod trat sein Sohn Alfred T., der bereits zuvor in den Besitz des Stammhofes der Familie T. in Gutenswegen gelangt und Teilhaber der Zuckerfabrik Jenrich, Druckenbrodt & Co. in Ackendorf geworden war, als Teilhaber in die Firma Friedrich Loß & Co. in Wolmirstedt ein und führte diese mit den Söhnen der Gründer fort.

Literatur: Ludwig Weber, Die Druckenbrodt (T.) zu Gutenswegen, o. J. [1910].

Guido Heinrich